Regen von Feuerkugeln im Mai 2014?

Der »Fußabdruck« des Meteoroiden-Stroms vom Kometen 209P/LINEAR, auf die Ekliptik prozijiert: Die Sonne befindet sich oben rechts, die Erde bewegt sich auf der schwarz eingezeichneten Bahn nach rechts unten, und die Teilchendichte ist in logarithmischer Skala dargestellt – der höchsten Konzentration wird die Erde ziemlich nahe kommen. [Ye & Wiegert]

Schon länger wird spekuliert, dass vor Jahrzehnten freigesetzter Staub des Kometen 209P/LINEAR am 24. Mai 2014 zu starker Meteoraktivität auf der Erde führen könnte, doch quantitative Prognosen waren nicht möglich: Zu wenig war über die Aktivität des kaum beobachteten Kometen bekannt. Ein halbes Jahr vor dem potenziellen Meteorsturm haben jetzt kanadische Spezialisten optische Beobachtungen von LINEAR aus dem Jahr 2009 – insbesondere Fotos des Kometen aus Namibia von Michael Jäger – neu ausgewertet, um seine Aktivität besser zu verstehen. LINEAR entpuppt sich leider als extrem inaktiv, bereits im Übergang von einem aktiven zu einem »schlafenden« Kometen, und ein Meteorsturm – also mit tausend und mehr Meteoren pro Stunde – scheint nunmehr ausgeschlossen, wenn die Erde Staubwolken berührt, die LINEAR zwischen 1798 und 1979 im Raum hinterließ. Was LINEAR aber weiterhin ausstößt, das zeigte die Form seines kleinen Staubschweifs 2009, sind zwar wenige, aber dafür besonders große Staubteilchen von mehr als 1mm Durchmesser – und die könnten nächsten Mai in die Erdatmosphäre eintreten. Möglich scheint dann ein Regen von Feuerkugeln, vielleicht bis zu 200 in der Stunde, mit einem Maximum gegen 8:30 MESZ am Morgen des 24. und einem Radianten nahe 122° (ca. 8h) R.A. und 79° Deklination.

Zehn Jahre nach dem Ende der großen Leonidenstürme von 1999 bis 2002 tut sich wieder etwas am Meteor-Himmel – aber nicht immer mit solch detaillierten Vorhersagen. Völlig überrascht wurden die o.g. und alle anderen Experten am 8. Oktober 2012, als das Canadian Meteor Orbit Radar (CMOR) eine gewaltige Zahl Echos von den Draconiden registrierte: Mit üblichen Formeln umgerechnet, hätte dies einer sichtbaren Fallrate von fast 10000 Meteoren in der Stunde entsprochen. Zwar war die Abdeckung durch visuelle Beobachter und Videokameras sehr mager, aber es ist klar, dass höchstens eine sichtbare Rate von knapp 200/Stunde erreicht wurde. In diesem Fall war das Größenspektrum der Meteoroide also extrem in Richtung so kleiner Teilchen verschoben, dass sie keine sichtbaren Spuren hinterließen, ihre Ionisationskanäle aber noch für das CMOR zu erfassen waren. Immerhin scheint die Herkunft dieser Teilchenwolke jetzt verstanden: Der Draconiden-Ursprungskomet 21P/Giacobini-Zinner setzte sie bei seinem Periheldurchgang 1966 frei. Und vor allem 2018, aber auch 2019, 2021 und 2025 könnte es erneut zu erhöhter Aktivität kommen.

Daniel Fischer

Originalarbeit zu LINEAR:
www.arxiv.org/abs/1311.0235
Der Draconidenausbruch:
www.oculum.de/newsletter/astro/100/70/3/173.st4rc.asp#2
Origininalarbeit zu den Draconiden:
www.arxiv.org/abs/1311.1733

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