Warten auf Komet ISON

So sah der Satellit Spitzer den Kometen ISON am 13. Juni, links dominiert bei 3,6µm Wellenlänge der Staub, rechts wurde diese Komponente von einer 4,5µm-Aufnahme abgezogen (wo es ebenfalls noch staubt), so dass die runde Gaskoma übrig blieb. Über ihre Chemie verrät das Bild nichts: Sowohl Kohlendioxid wie -monoxid haben hier starke Emissionslinien. [NASA/JPL-Caltech/JHUAPL/UCF]

Eine steigende Spannung unter Amateur- wie Profi-Astronomen gleichermaßen ist inzwischen zu spüren: Der Komet C/2012 S1 (ISON), der Mitte Juni im Glanz der Sonne verschwand, sollte spätestens Ende August wieder zu beobachten sein – und dann dürfte bald klarer sein, wie sich seine Helligkeit und Aktivität entwickeln wird und ob im Dezember wirklich mit einer spektakulären Erscheinung zu rechnen ist. Tief in die Materie einsteigen kann, wer sich am 1. und 2. August in die Web-Übertragung eines ISON-Workshops in den USA einschaltet. In Vorbereitung auf den aufregenden Herbst sind nun auch gleich zwei Informationsportale der NASA online gegangen, die auf seriöse Informationen hoffen lassen – was auch dringend nötig ist, da inzwischen jede kleine Notiz zum »Jahrhundertkometen« zur Sensation verzerrt wird. Tatsächliche wissenschaftliche Daten über ISON sind in Wirklichkeit Mangelware, und quantitative Aussagen liegen bisher nur von den drei Weltraumteleskopen Swift, Hubble und Spitzer vor sowie von einem Teleskop der Raumsonde EPOXI.

So ergibt sich aus Swift-Messungen vom 30. Januar sowie Daten des Spitzer-Satelliten vom 13. Juni eine Staubfreisetzung des Kerns von 600kg/s bis 900kg/s, aber schon das diese Aktivität treibende Gas ist nicht wirklich bekannt. Swift konnte nur feststellen, dass es Wasserdampf, der mit ca. 1kg/s aus dem Kern strömte, sicher nicht war und mithin ein flüchtigeres Gas verantwortlich ist, entweder Kohlendioxid oder Kohlenmonoxid. Spitzer gelang es schließlich, die Gaskoma durch Subtraktion der Staubkomponente – inklusive eines über 300000km langen Schweifs – im Infraroten erstmals sichtbar zu machen, doch direkte Aussagen über die Chemie dieser 200000km großen kugelförmigen Wolke waren nicht möglich. Dass sie im Wesentlichen aus Kohlendioxid bestehe, von dem 12kg/s freigesetzt würden, ist bislang noch ein reiner Analogieschluss zu anderen Kometen, bei denen in ähnlicher Sonnendistanz – 500 Mio. km – dieses Molekül dominierte. Die Helligkeit von Komet ISON am Himmel hatte im Juni immer noch eine 15 vor dem Komma, darin stimmen Profi- wie Amateur-Fotometriker überein: Ende August sollte es aber schon eine 12 oder gar 11 geworden sein.

Daniel Fischer

ISON-Kampagne:
www.isoncampaign.org
NASA-Seite zu ISON:
solarsystem.nasa.gov/planets/profile.cfm?Object=Comets&Display=Events
ISON-Workshop:
www.jhuapl.edu/newscenter/pressreleases/2013/130715.asp

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