Siding Spring und Marssonden überstehen enge Begegnung

So sah HiRISE auf dem MRO, die schärfste Kamera im Marsorbit, den Innenbereich des Kometen Siding Spring bei seiner größten Annäherung aus 138000km Entfernung, mit einem Pixel 138m entsprechend: zwei der besten Bilder, oben in linearer, unten in gestreckter Darstellung. Der Kern des Kometen scheint nur 2-3 Pixel und damit unter 500m groß zu sein. [NASA/JPL/University of Arizona]
Unter schwierigen Wetterbedingungen – extrem feucht und dunstig – und mit einem rasch aufgebauten Astrographen entstand dieses tolle Bild von Siding Spring neben Mars am 19.10.2014 um 18:35 MEZ. Digitalfoto, 8"-Astrograph bei 720mm, Canon EOS 600Da, ISO 1600, 52×10s. [Josef Büchsenmeister]
Unter schwierigen Wetterbedingungen – extrem feucht und dunstig – und mit einem rasch aufgebauten Astrographen entstand dieses tolle Bild von Siding Spring neben Mars am 19.10.2014 um 18:35 MEZ. Digitalfoto, 8″-Astrograph bei 720mm, Canon EOS 600Da, ISO 1600, 52×10s. [Josef Büchsenmeister]
Schon einen Tag vorher erwischte Norbert Mrozek den Kometen in Marsnähe. CCD-Aufnahme, 18.10.2014, 19:04 MEZ, 8"-Newton bei 560mm, Moravian G2 8300, 3×30s (L), 30s (je RGB).
Schon einen Tag vorher erwischte Norbert Mrozek den Kometen in Marsnähe. CCD-Aufnahme, 18.10.2014, 19:04 MEZ, 8″-Newton bei 560mm, Moravian G2 8300, 3×30s (L), 30s (je RGB).

Keiner der sieben derzeit auf oder am Mars operierenden Raumfahrtmissionen – zwei Rover und fünf Orbiter – hat irgendwelchen Schaden genommen, als am 19. Oktober der Komet C/2013 A1 (Siding Spring) in knapp 140000km am Planeten vorbeiraste, von zweien liegen bereits erste Bilder vor, und gleichzeitig war es vielen Amateurastronomen gelungen, das Paar fast im Moment der größten Annäherung aufzunehmen.

Selbst aus Deutschland und Österreich, wo Mars denkbar ungünstig tief am Abendhimmel steht, wurden etliche Erfolge bekannt: Nur wenige Bogenminuten trennten am Schluss die beiden Himmelskörper mit einem Helligkeitsunterschied von rund 10 Größenklassen oder einem Faktor von 10000. Das Paar aus dem natürlich stets immens überstrahlten rötlichen Planeten und dem kleinen Kometen mit seinem kurzen, aber geschwungenen Schweif erwies sich sogar als ungewöhnlich ästhetisch. Die Flut von Bildern soll nun systematisch analysiert werden, um nach einem etwaigen Effekt der Marssnähe zu suchen: Auf den ersten Blick erkennbar ist keiner.

Wohl kaum wissenschaftlichen, dafür aber einigen Sensationswert hat der erfolgreiche Nachweis des Kometen am Marshimmel durch ausgerechnet den Uralt-Rover Opportunity: Seine Kamera zeigt nur die innere Koma zwischen Sternstrichspuren. Bedeutender sind da die Aufnahmen mit der Kamera HiRISE auf dem Mars Reconnaissance Orbiter der NASA, die den Kometen genau im Moment der größten Marsnähe erwischte (dank Korrekturen ihrer Ausrichtung aufgrund eines Nachweises des Kometen schon in einigem Abstand): Sein Kern erweist sich als überraschend klein, keine 500m groß, während Schätzungen mit indirekten Methoden Werte zwischen 700m und mehreren Kilometern geliefert hatten. Das könnte bedeuten, dass die Albedo von frisch aus der Oortschen Wolke eingetroffenen Kometenkernen deutlich höher als die »typischen« 4% von Kernen ist, die schon mehrfach in Sonnennähe waren. Auf jeden Fall bedeutet es auch, dass die anderen Orbiter – deren Daten z.T. noch nicht einmal übertragen, geschweige denn ausgewertet sind – keine Chance auf aufgelöste Bilder des Kerns haben.

Daniel Fischer

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