Dawn: Nach Vesta zum Zwergplaneten Ceres

Eine »Gesamtansicht« des Kleinplaneten Vesta, zusammengesetzt aus den besten Aufnahmen Dawns während des gesamten Aufenthalts in einer Umlaufbahn. Unten der gewaltige Zentralberg des Einschlagsbeckens am Südpol. [NASA/JPL-Caltech/UCAL/MPS/DLR/IDA]

Ein Meilenstein in der Geschichte der interplanetaren Raumfahrt, aber unscheinbarer ging es kaum: Als die NASA-Raumsonde Dawn in der Nacht zum 5. September die Umlaufbahn eines Himmelskörpers verließ, um Jahre später einen Orbit um einen anderen einzunehmen, lag der Projektchef im Bett. Denn Dawn tat in diesem Augenblick auch nur das, was sie schon insgesamt fast drei ihrer fünf Jahre im Weltraum getan hatte: mit ihrem Ionentriebwerk langsam aber ausdauernd die Bahn zu verändern. Das Verlassen der Umlaufbahn um den großen Asteroiden Vesta geschah während einer langen Spiralbahn nach außen, genauso wie der Orbiteintritt vor einem Jahr während einer Spirale nach innen erfolgt war. In mehreren unterschiedlichen Abständen hatte Dawn den 570km × 560km × 450km großen Kleinplaneten dann eingehend untersucht: 31000 Aufnahmen (mit der aus Deutschland stammenden Kamera) und 20 Millionen optische und IR-Spektren waren entstanden, dazu tausende Stunden weitere Messungen zur Beschaffenheit des Himmelskörpers. Der entpuppte sich trotz seines Durchmessers als Miniausgabe eines ausgewachsenen Planeten, differenziert in einen Nickel-Eisen-Kern, einen Mantel und eine Kruste, ohne Begleiter aber mit einer komplexen Oberfläche.

Dominiert wird diese von den beiden vor Jahrmilliarden entstandenen Impaktbecken Veneneia und Rheasilvia, mit 400km bzw. 500km Durchmesser fast so groß wie Vesta selbst, die bei den Einschlägen jeweils fast zerstört wurde. Immerhin wurden dabei Schwärme von Splittern auf ähnliche Bahnen um die Sonne geschossen, wo sie nun die »Vestoid-Kleinplaneten« sind, und rund 6% aller auf der Erde gefundenen Meteoriten lassen sich Vesta zuschreiben: Dieser schon lange vermutete Zusammenhang steht dank Dawns Messungen vor Ort außer Frage. Der Impaktor, der Veneneia schuf, dürfte dabei sehr kohlenstoffreich gewesen sein: Das ist die beste Erklärung für die über Vestas Oberfläche verstreuten dunklen Zonen, die sie zum Kleinplaneten mit den größten Albedo- und Farbunterschieden machen – und zugleich für den Kohlenstoffreichtum der Howardite, einer der drei von Vesta stammenden Meteoritentypen. Nach zweieinhalb Jahren interplanetarer Reise wird Dawn im Februar 2015 mit Ceres zum ersten Mal einen Zwergplaneten besuchen (New Horizons erreicht Pluto erst später im Jahr), um erneut in einen Orbit einzuschwenken: Zwar ist die Lageregelung derzeit angeschlagen, weil ein Drallrad streikt, aber das gefährdet den ungewöhnlichsten Reiseplan aller interplanetaren Raumsonden nicht.

Daniel Fischer

Bilanz nach Vesta:
dawn.jpl.nasa.gov/mission/journal_09_05_12.asp
Veröffentlichung zum dunklen Material:
arxiv.org/abs/1208.2833
Hintergrund:
www.skyandtelescope.com/community/skyblog/newsblog/Dawn-Bids-Vesta-Adieu-168789236.html

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