Was ist eigentlich … ein Anfängerteleskop?

Abb. 1: Die Vielzahl an Teleskoptypen verwirrt einen Anfänger bei der Suche nach einem Anfängerteleskop [C. Preuß]

»Guten Tag! Ich bin Anfänger und möchte mir ein Teleskop kaufen. Welches ist das richtige für mich?«

Jeder auch nur etwas erfahrene Hobbyastronom kennt diese Frage zu Genüge. Sie ist eine der häufigsten Fragen, die während öffentlicher Veranstaltungen an Volkssternwarten gestellt werden, sie wird auf Teleskoptreffen und öffentlichen Beobachtungen immer wieder gestellt und sie ist eine der häufigsten Fragen in Foren oder bei Facebook in Astronomiegruppen.

Allein die Häufigkeit dieser Frage zeigt, dass es eben keine einfache Antwort darauf gibt, auf die man ansonsten verweisen könnte. Deshalb kann auch dieser Beitrag keine abschließende Antwort darauf geben. Ich möchte mich darum dieser Frage aus der entgegengesetzten Richtung nähern und fragen, was kein Anfängerteleskop ist. Das Ziel muss ja sein, dem Anfänger auf eine einfache Art und Weise schnelle erste Erfolgserlebnisse zu vermitteln, so dass sich seine anfängliche Begeisterung bestätigt und er nicht direkt nach dem ersten Anfangsfrust das Gerät wieder in die Ecke stellt.

Bei der Suche nach »Anfänger Teleskop« liefert Google 88.000 Ergebnisse und für »Einsteiger Teleskop« sogar 137.000 Ergebnisse. Auch dies zeigt, dass ein Anfänger von der Fülle dieser Ergebnisse nur verwirrt würde. Auch dies bestätigt uns im Ansatz, die Frage von der anderen Seite her anzugehen.

  • Frust bereitet auf jeden Fall ein zittriges Bild, wo sich das Ziel kaum anvisieren lässt und nach dem Festziehen von Schrauben sofort wieder aus dem Bild wandert. Damit ist klar, dass der Unterbau des Teleskops (Stativ, Montierung…) stabil sein muss, um das Teleskop gut tragen zu können und zudem bei hoher Stabilität leicht verstellbar sein sollte. Damit scheiden (und nicht nur aus diesem Grund) sämtliche als »Kaufhaus-Teleskope« bekannten Refraktoren auf dünnen leichten Aluminium-Stativen aus. Für ein Teleskop auf einem Stativ muss also das Stativ sehr stabil sein, was den Preis sofort in die Region einiger hundert Euro treibt, was von vielen Anfängern, die sich der Thematik vorsichtig nähern wollen, nicht gewünscht ist.
  • Ein gewünschtes Ziel muss leicht anvisiert werden können, was für einen Anfänger bei höheren Vergrößerungen fast unmöglich ist. An dieser Stelle kommt es häufig zu einem Überraschungsmoment beim Fragesteller, für den meistens die maximale Vergrößerung ein Qualitätsmerkmal eines Teleskops darstellt (siehe hierzu auch Okularauswahl). Viel wichtiger ist dagegen eine hohe Lichtstärke (siehe hierzu auch Lichtstärke) und eine vergleichsweise niedrige Vergrößerung.

Diese beiden Punkte reichen eigentlich bereits für erste Empfehlungen für ein Anfängerteleskop aus:

  • Nur wenige Teleskope bieten die Lichtstärke eines Feldstechers. Da der Feldstecher genau in Blickrichtung gehalten wird, ist das Finden von Zielen damit sehr einfach und bereits bei 8- oder 10-facher Vergrößerung lassen sich viele Krater auf dem Mond hervorragend erkennen. Sternhaufen sind durch jeden Feldstecher ein Genuss und größere Galaxien (z.B. die Andromeda-Galaxis) können damit wunderbar beobachtet werden. Und für diese niedrigen Vergrößerungen benötigt man auch kein Stativ. Deshalb hier die erste Empfehlung: »Nutzen Sie einen guten und eventuell bereits vorhandenen Feldstecher«. Ein Sternenspaziergang in einer Sommernacht auf einer Liege mit einem Feldstecher bewaffnet bietet einen kaum zu überbietenden Genuss.
    Abb. 3: Der Blick durch einen Feldstecher ist nicht nur am Tage schön, sondern auch für die Astronomie eine feine Möglichkeit [Peter Oden]
  • Bei höheren Vergrößerungen benötigt das Teleskop einen stabilen Unterbau. Hier haben sich die sogenannten Dobson-Teleskope bewährt, bei denen ein recht lichtstarkes Spiegelteleskop auf einem stabilen Unterbau aus Holz (sogenannte Rockerbox) sitzt. Das Anvisieren eines Objektes muss etwas mehr geübt werden, aber dafür bleibt bei niedrigen Vergrößerungen ein Objekt mehrere Minuten im Blickfeld und kann danach leicht wieder zentriert werden. Diese stabilen Teleskope gestatten auch höhere Vergrößerungen und ermöglichen damit die Beobachtung von Planeten und kleinen Objekten am Himmel.
    Abb. 4: Ein Dobson-Teleskop (hier in einer großen Ausführung) bietet viel Bild fürs Geld [C. Preuß]
    Wird unbedingt ein Teleskop auf einem Stativ gewünscht, so muss hierbei auf eine höchstmögliche Stabilität geachtet werden, was den Preis entsprechend hochtreibt und den des Teleskops leicht übertrifft.
Abb. 5: Gute und stabile Montierungen sind teuer [Peter Oden]

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