Warum Kugelsternhaufen gleich groß sind

Dieses Bild der Antennen-Galaxie zeigt eine Vielzahl von hellen, jungen Sternhaufen. Diese Gruppen von Sternen treten meist nahe bei Regionen mit intensiver Sternentstehung auf. [NASA, ESA, Hubble Heritage Team]

Sie sind wahrlich keine jungen Erscheinungen, ganz im Gegenteil. Mit 13 Mrd. Jahren zählen die Kugelsternhaufen zu den ältesten Strukturen im Kosmos und sind damit fast so alt, wie das Universum selbst. Auch in der Wissenschaft nahmen die Sternansammlungen seit jeher zentrale Bedeutung ein. Schon 1919 gelang Harlow Shapley durch Untersuchung ihrer Verteilung in der Galaxis eine erste realistische Abschätzung der Größe des Milchstraßensystems bis hin zu der Erkenntnis, dass sich die Sonne nicht – wie bis dahin angenommen – im Zentrum der Galaxis befindet, sondern eher an deren Rand. Von ihrer wissenschaftlichen Präsenz haben die Kugelsternhaufen bis heute kaum etwas eingebüßt und trotzdem blieb bislang eine zentrale Frage zu ihrer Natur ungeklärt.

Die Kugelsternhaufen zeichnet eine bemerkenswerte gemeinsame Eigenschaft aus: Die typische Sternzahl in diesen Haufen scheint im ganzen Universum etwa gleich zu sein. Ganz im Gegensatz zu viel jüngeren Sternhaufen, die nahezu eine beliebige Anzahl von Sternen enthalten können, von weniger als 100 bis zu vielen Tausend. Auch sind heute nur knapp 200 dieser kompakten Fossilien bekannt, was die Frage nach dem Verbleib der restlichen aufwirft. Schließlich kennt man beispielsweise 1000 Offene Sternhaufen allein in der Galaxis und schätzt ihre tatsächliche Anzahl um ein Vielfaches höher ein. Die Bedingungen, unter denen sich Kugelsternhaufen während der Entwicklung ihrer Galaxien gebildet haben, spielt offenbar bei der Beantwortung der Frage eine entscheidende Rolle. Während einer Galaxienkollision entwickeln sich oft spektakuläre Aktivitäten der Sternentstehung (»Starburst«) und es entsteht eine Fülle von hellen, jungen Sternhaufen in ganz unterschiedlichen Größen. Allerdings erhöht sich im Rahmen dessen überraschenderweise nicht die Gesamtanzahl der Haufen. Während die hellsten und größten Haufen aufgrund ihrer eigenen Anziehungskraft tatsächlich in der Lage sind, eine Galaxienkollision zu überleben, werden die zahlreichen kleineren Haufen durch die sich rasch ändernden Gravitationskräfte bei solchen Kollisionen zerstört. Im frühen Universum waren Starbursts an der Tagesordnung, es muss also eine fast schon verwirrend große Zahl an Sternhaufen gegeben haben. Ironie des Schicksals bleibt allerdings, dass ihre kleineren Brüder und Schwestern, die nicht so viele Sterne enthielten, dazu verdammt waren, durch die Kollisionsgeschehnisse, denen sie zunächst ihre Existenz verdankten, zugleich auch wieder zerstört zu werden.

Lars-C. Depka

Originalarbeit:
arxiv.org/abs/1112.1065
Pressemitteilung des MPA:
www.mpa-garching.mpg.de/mpa/institute/news_archives/news1202_aaa/news1202_aaa-de.html

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*