Abermals haben Amateurastronomen den Einschlag eines nur 10 bis 20 Meter großen Asteroiden oder Kometen auf den Riesenplaneten Jupiter aufgezeichnet, in der Nacht vom 16. zum 17. März um 1:18 MEZ: Zwei unabhängige Videoclips aus Österreich und Irland lassen keinen Zweifel. Wie in den meisten derartigen Fällen der letzten Jahre blieben auf der Wolkendecke des Planeten keine erkennbaren dunklen Spuren zurück, wie es sie nach den Jupiter-Stürzen der Fragmente von Komet Shoemaker-Levy 9 im Jahre 1994 oder nach einem (unbeobachteten) größeren Crash 2009 gegeben hatte: Das spricht für die geringe Menge des eingetragenen Materials. Trotzdem erreichte die genau eine Sekunde lange Leuchterscheinung ungefähr 5. Größe: die Folge der kinetischen Energie des Impakts, im ‚Zielanflug‘ massiv unterstützt noch durch die starke Schwerkraft Jupiters. Direkt gesehen hatte den Impakt allerdings niemand, und auch der erste Entdecker, Gerrit Kernbauer im österreichischen Mödling, war erst 10 Tage später auf den Blitz gestoßen. „Ich war ursprünglich vor der Entdeckung etwas entäuscht, da die Videos aufgrund des Seeings nicht so gut waren, deshalb habe ich auch einige Tage mit der Bearbeitung gewartet“, erzählte er dem Blog des ‚Asteroid Day: „Bemerkt habe ich den Lichtfleck erstmals, als ich das Video in Autostakkert geladen hatte. Ich musste sofort an Shoemaker-Levy 9 denken und habe das Video bei YT hochgeladen und in der Astrocommunity im deutschsprachigen Raum gezeigt“.
Erst als sich die Kunde von dem möglichen neuen Impakt auch international verbreitet hatte, schaute sich John McKeon in Irland ebenfalls seine Jupiter-Aufnahmen aus derselben Nacht an – und da war dasselbe kurze Aufglühen am Planetenrand, mit demselben typischen Helligkeitsverlauf. Eine plausible Alternativerklärung hatte es zwar nie gegeben, aber nun war der Beweis da: Nach zweimal 2010 und einmal 2012 war zum vierten Mal der Absturz eines Kleinkörpers auf den Jupiter von Amateurastronomen direkt beobachtet worden – die allesamt jeweils nur auf gute Bilder zum Stacken und Scharfrechnen aus gewesen waren und gar nicht systematisch nach solchen Ereignissen Ausschau gehalten hatten: Schon das zeigt, dass der Jupiter eine formidable Zielscheibe im Sonnensystem ist. Eine Analyse der Beobachtungen bis 2013 hatte in der Tat hochgerechnet, dass Körper von 5 bis 20 Metern Durchmesser – wie sie die 2010-er und das 2012-er Ereignis und wohl auch das aktuelle produziert hatten – 12- bis 60-mal jedes Jahr einschlagen sollten. Jupiter-Beobachter sollten also unbedingt bei der Auswertung ihrer Bilderströme auf kurze Leuchterscheinungen achten, die mehrere Bilder lang zu sehen sind und dann wieder verschwinden: Viele Blitze bleiben offenbar unbeobachtet! Mit Impakten der 100-Meter-Klasse, die dann auch eindeutige dunkle Spuren auf der Atmosphäre hinterlassen, ist nach der Statistik immer noch alle paar Jahre einmal zu rechnen, was wiederum zu den Beobachtungen von 1994 und 2009 passt.
Daniel Fischer
LINKS:
Video von Gerrit Kernbauer (20 cm Öffnung): https://www.youtube.com/watch?v=4LiL7RYG7ac
Interview mit Kernbauer: http://blog.asteroidday.org/2016/03/30/interview-with-gerrit-kernbauer-observing-an-impact-on-jupiter
Video von John McKeon (28 cm Öffnung): https://www.youtube.com/watch?v=qAJI4gqX3Zg
Eine Einordnung: http://blog.asteroidday.org/2016/03/29/a-new-impact-on-jupiter-captured-by-amateur-astronomers
Paper zur Statistik: http://www.aanda.org/articles/aa/full_html/2013/12/aa22216-13/aa22216-13.html
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