»Superflares« auf sonnenähnlichen Sternen keine Seltenheit?

Solch harmlose Aktivität – hier ein koronaler Massenauswurf am 20. August, gesehen von SOHO, mit einem eingefügten Sonnenbild vom SDO – zeigt die Sonne ständig. Aber viele ihr ähnliche Sterne können auch um Größenordnungen gewaltigere Aktivität entfalten. [ESA & NASA/SOHO, SDO]

Typische Flares – explosionsartige Freisetzungen magnetischer Energie auf Sternoberflächen – haben bei der Sonne Energien zwischen 1022 und 1025 Joule: Der mit ihnen einher gehende Fluss geladener Teilchen wie auch Massenauswürfe der Korona kann zwar auf der Erde im Extremfall elektrische Systeme schädigen, bleibt aber ansonsten für die Biosphäre harmlos. Doch sind jene 1025J – erreicht im Jahre 1859 beim legendären Carrington-Flare – wirklich zu Obergrenze dessen, wozu die Sonne fähig ist? In den vergangenen 2000 Jahren hat es offenbar keine »Superflares« gegeben, die deutlich darüber hinausgingen: Davon zeugt die Abwesenheit von verräterischen chemischen Spuren in Sedimenten, die ein deutlich stärkerer Sonnenausbruch in der Erdatmosphäre ausgelöst hätte. Lediglich eine Anomalie der Kosmischen Strahlung im Mittelalter wird zuweilen – höchst kontrovers – einem Superflare der Sonne in die Schuhe geschoben, ebenso aber auch einem nahen Gamma Ray Burst oder einem anderen exotischen Ereignis. Doch der Blick auf andere sonnenähnliche Sterne der Milchstraße gibt zu denken.

Die größte Suche nach Superflares bei G-Zwergen und damit Verwandten der Sonne ist gerade in Japan ausgewertet worden: Verwendet wurden Daten des NASA-Satelliten Kepler, der leider dieses Jahr ausgefallen ist und – wie leider inzwischen fest steht – nicht wieder wie gewohnt in Betrieb genommen werden kann. Vorher hatte er indes vier Jahre lang ständig über 100000 Sterne fotometriert, eigentlich auf der – höchst erfolgreichen – Suche nach Exoplaneten im Transit. Doch in den Lichtkurven all der überwachten Sterne steckt noch viel mehr: 279 G-Sterne erlebten demnach 1547 Superflares mit mehr als 1026J Energie, darunter 44 bei sehr sonnenähnlichen Sternen. Letzteren widerfährt hochgerechnet alle 800 bis 5000 Jahre ein Superflare von 1027J bis 1028J Energie, und irgendwelche erkennbaren Besonderheiten – etwa einen großen Planeten auf einer engen Umlaufbahn, der ihre Magnetfelder stören könnte – haben diese Sterne nicht, allenfalls deutet sich ein Zusammenhang von besonders großen Sternflecken und Superflares an. Dies ist die bei weitem größte Statistik zu Superflares bei sonnenähnlichen Sternen: Was deren erstaunliche Häufigkeit freilich über eventuell mögliches Extremverhalten der Sonne selbst aussagt, darüber müssen sich nun Theoretiker den Kopf zerbrechen.

Daniel Fischer

Originalarbeit:
arxiv.org/abs/1308.1480
Keplers Ausfall:
www.nasa.gov/press/2013/august/nasa-ends-attempts-to-fully-recover-kepler-spacecraft-potential-new-missions
Das Mittelalterereignis:
www.oculum.de/newsletter/astro/100/60/5/165.nr0st.asp#6

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