Spix‘ Blick zum Mond: Die Wallebene Grimaldi – ein verschüttetes Mondmeer

Abb. 1: Die Wallebene Grimaldi ist nur der zentrale Bereich eines deutlich größeren Einschlagbeckens, das nur noch schwer zu erkennen ist. [NASA/GSFC/Arizona State University]

Mit fortschreitendem Mondalter wandert der Terminator immer mehr in Richtung des westlichen Mondrands. Dadurch werden die Beobachtungsbedingungen schwieriger, da die Mondlandschaft nur noch in zunehmend schräger Ansicht zu beobachten ist. Auf einer selenografischen Breite von 68° West befindet sich aber in Äquatornähe ein großer Einschlag, der sich bei günstigen Librationsverhältnissen noch weitgehend ohne Einschränkungen erkunden lasst: die Wallebene Grimaldi. Zu Monatsbeginn – am 1. Dezemberabend – stehen Terminator und Libration günstig für die Beobachtung des großen Einschlags, der bereits mit einem üblichen 10×50-Fernglas zu erkennen ist.

Riesiges Einschlagbecken

Benannt wurde die 172km große Wallebene nach dem italienischen Jesuiten, Physiker, Mathematiker und Astronomen Francesco Maria Grimaldi. Bekannt ist er unter anderem durch eine von ihm nach teleskopischen Beobachtungen erstellte Mondkarte, die 1651 im »Almgaestum novum« von Giovanni Battista Riccioli veröffentlicht wurde. Grimaldi könnte man eigentlich als kleines Mondmeer bezeichnen, dessen zentraler lavagefüllter Bereich mit einem Durchmesser von 173km als die Wallebene Grimaldi bekannt ist. Das eigentliche Grimaldi-Einschlagsbecken ist mit 430km Durchmesser mehr als doppelt so groß und mit einem geschätzten Alter von etwa vier Milliarden Jahren eine sehr alte Mondstruktur.

Das ursprüngliche Becken ist nur noch schwer zu erkennen, da es hauptsächlich von Auswurfmaterial und Sekundärimpakten des Mare Orientale (Östliches Meer) überlagert wurde. Der dunkle zentrale Lavasee entstand erst später, denn das Material scheint ein Alter von 3,5 Milliarden Jahre aufzuweisen. Bei aufmerksamer Beobachtung ist am ehesten ein Überrest des Walls des Einschlagbeckens südlich des Kraters Damoiseau A (47km) auszumachen. Von dort verläuft ein vage zu erkennendes großes Segment des Walls in Richtung Süden und danach in einem Bogen bis zum südlichen Wall von Riccioli (156km).

Abb. 2: Überreste des äußeren Walls des Grimaldi-Einschlagsbecken lassen sich bei genauer Beobachtung vage erkennen. [NASA/GSFC/Arizona State University]

Mysteriöse Lichterscheinungen

Der dunkle Kraterboden Grimaldis wurde wiederholt Ort von Sichtungen von Lunar Transient Phenomena, kurz LPT. Die berühmteste Sichtung dieser hellen Lichterscheinungen ist die des Apollo-Astronauten Harrison Schmitt, der während der Apollo-17-Mission wohl einen hellen Blitz in dem Gebiet beobachten konnte. Diese LPT zählen zu den kontrovers diskutierten Phänomenen auf dem Mond. Sinngemäß übersetzt versteht man darunter »vorübergehende Erscheinungen auf der Mondoberfläche«, die sich in einer kurzzeitigen und lokal begrenzten farblichen Veränderung der Mondoberfläche, Helligkeitsveränderungen oder dem Verlust von Detailwahrnehmungen äußern können. Lambert Spix

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