Sonne: X9.3-Flare lässt auf Polarlichter über Deutschland hoffen

Abb. 1: Vergleich der AR (1)2673 vom 4. September zwischen Weißlicht und Magnetogramm [SDO-Bildarchiv]

Die Aktivität auf der Sonne hat im September nochmal ordentlich zugelegt. Als erste große Gruppe zeigte sich die Aktive Region mit der Nummer (1)2674 – sie hat die Waldmeierklasse F erreicht. Beide Pole waren mit einer Sonnenfinternisbrille leicht mit bloßem Auge zu sehen, da sie über sehr große Penumbren verfügten. Im ihrem Schatten aber entwickelte sich die AR (1)2673 von einer eher unscheinbaren J-Gruppe mit einem Fleck mit Penumbra – erste Sichtbarkeit am 29. August 2017 – ab dem 3. September rasant zu einer D-Gruppe mit sehr ungewöhnlichem Aussehen. Schon einen Tag später zeigten sich große Penumbren und die Gruppe wurde auch sie mit bloßem Auge sichtbar. Sie nahm immer mehr an Fläche zu und auch die wirr strukturierte Umbra wurde zusehends größer.

Hohe Aktivität im Hα-Licht und in den Magnetogrammen

Quelle der hohen Aktivität war nicht, wie man eigentlich erwarten sollte, die AR (1)2674, sondern die wesentlich kleinere und kompaktere AR (1)2673. Sie wies nicht nur im Weißlicht eine skurrile Struktur auf, sondern tat dies erst recht im Hα-Licht. Verursacher sind hier mehrere M-Flares, die seit vorgestern aus der Gruppe hervorgingen: Ein M2.1 am 4. September 2017 um 22:14 UT, am 5. September ein M3.2 um 4:53 UT, ein M3.8 um 6:40, ein M1.5 um 15:30 und ein M2.3 um 17:43 UT. Ebenso kompliziert sah auch das Magnetogramm der Gruppe aus, beste Voraussetzung also für eine hohe Aktivität in Chromosphäre (Hα-Licht) und Photosphäre (Weißlicht).

Abb. 2: Gesamtsonne am 6. September 2017 mit den offiziellen Bezeichnungen für die aktuellen Fleckengruppen [SDO-Bildarchiv]
Abb. 3: Magnetogramm der Sonne vom 6. September 2017 [SDO-Bildarchiv]

X-Flare-Doppelschlag und Polarlichtwarnung

Der (vorläufige?) Höhepunkt der Aktivität bildeten zwei Flares der höchsten Klasse, die am 6. September aus der AR (1)2673 herausschossen: ein X2.2 um 9:10 UT und rund drei Stunden später, um 12:02 UT, dann sogar ein X9.3. Dieser war der kräftigste seit Mai 2005, also seit mehr als zwölf Jahren. In der Folge werden in den kommenden Nächten verstärkt Polarlichter erwartet, die auch im norddeutschen Raum zu sehen sein sollten. Besonders für Freitagabend wird mit dem Eintreffen eines größeren geomagnetischen Sturm und einem stärkeren Polarlicht gerechnet. Am 5. September ist bereits gegen 19 Uhr ein geomagnetischer Sturm der Klasse G3 eingetroffen.

Abb. 4: Aufnahme des X2.2-Flare durch den SDO-Satelliten [SDO-Bildarchiv]
Abb. 5: Die Gesamtsonne am 6. September 2017 im Hα-Licht, aufgenommen vom National Solar Observatory der USA auf dem Cerro Tololo [GONG H-Alpha-Monitoring]

Quellen im Internet zur Beobachtungsvorbereitung nutzen

Derzeit wird im Webforum von www.meteoros.de darüber diskutiert, wann welcher Teilchenstrom beim Erdmagnetfeld ankommen wird und wie sich der kp-Index als Maß für die geomagnetische Aktivität entwickelt. Hier werden auch Tipps für geeignete Beobachtungsorte angesichts der doch eher schlechten Wettervorhersagen gegeben und häufig aktualisiert. Auf der Website www.polarlicht-vorhersage.de sind alle nötigen Daten zusammengefasst und die sollte der interessierte Beobachter im Auge behalten. Ein hoher kp-Wert spricht für eine Sichtbarkeit des Polarlichts. Es muss aber auch auf die Ausrichtung des Erdmagnetfelds zum gegebenen Zeitpunkt geachtet werden. Zeigt dieses nach Norden, wird man nicht viel sehen. Zeigt es aber nach Süden, ist die Wahrscheinlichkeit für eine Polarlicht sehr hoch. Achten sollte man dabei auch auf die Position des Polarlichtovals. Und wer weiß, vielleicht hat man ja doch Glück und erwischt vor dem solaren Minimum noch einmal ein ordentliches Polarlicht.

[Nachtrag]: Nach der Veröffentlichung dieses Beitrages ging es noch weiter: Dem X9.3-Flare folgte ein kräftiger, aber asymmetrisch geformter koronaler Massenauswurf, der das Erdmagnetfeld aber maximal nur streifen wird, weil die Aktive Region schon zu weit nach Westen gewandert ist. Unmöglich wird die Sichtung von Polarlichtern dadurch zwar nicht, aber sie werden, wenn überhaupt, deutlich schwächer ausfallen, als in den ersten euphorisierten Meldungen kurz nach dem Ereignis erhofft. Dem X9-Flare sind noch ein M1.43- und ein C8.23-Flare gefolgt. Aufgrund der nun immer randnäheren Lage der AR(1)2673 vermögen die neuen Ausbrüche aber kaum mehr das geomagnetische Feld zu stören. Für die kommenden Nächte gilt aber weiterhin: Augen auf und aktuelle Daten sichten, denn noch ist einiges zu uns unterwegs!

LINKS:

GONG H-alpha-Monitor: http://halpha.nso.edu
Solarham: http://www.solarham.net
Webforum meteoros: http://www.meteoros.de
Polarlicht-Vorhersage: http://www.polarlicht-vorhersage.de

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