Solarer Einfluss bei Zerstörung der Marsatmosphäre bestätigt

Die Marsatmosphäre ist sehr dünn. Ihr Druck auf der Marsoberfläche entspricht in etwa dem Luftdruck der Erdatmosphäre in 35 Kilometern Höhe. Vornehmlich auf der Nachtseite verliert Mars auch heute noch Moleküle aus seiner Lufthülle [NASA]
Die Marsatmosphäre ist sehr dünn. Ihr Druck auf der Marsoberfläche entspricht in etwa dem Luftdruck der Erdatmosphäre in 35 Kilometern Höhe. Vornehmlich auf der Nachtseite verliert Mars auch heute noch Moleküle aus seiner Lufthülle [NASA]

Hat er nun schon immer nur eine ähnlich dünne Atmosphäre besessen, wie wir sie heute beobachten können, oder stimmt das Bild des warm-feuchten Frühmars mit schützender Lufthülle? Auch, wenn erstere Annahme besonders im Jahre 2006 nochmals eine Renaissance erlebte, festigen doch eine Vielzahl von wenigstens belastbar verifizierten Indizien auf der Marsoberfläche das Bild eines potentiell nicht lebensfeindlichen Körpers soweit, dass es momentan als die allgemein akzeptierte Lehrmeinung angesehen werden kann. Zwar lässt sich auch aktuell die Frage nach der Beschaffenheit, Organisation oder Struktur der Marsatmosphäre in der Zeit des jungen Sonnensystems nicht final beantworten, allerdings erfährt die gängigste Hypothese zum drastischen Klimawandel hin zur heutigen kalten, trockenen unwirtlichen Wüste, jüngst die wohl entscheidende Bestätigung. Nach ihr wurde, unterstützt durch die geringe Schwerkraft und das im Vergleich zur Erde nur marginal ausgebildete magnetische Schutzschild des Planeten, die Atmosphäre im Laufe der Zeit sukzessive vom Sonnenwind abgetragen und in den Weltraum mitgerissen. Dieser Devastationsprozess ist nach Sonneneruptionen besonders nachhaltig ausgeprägt.

Durch die eintreffenden Partikelströme bilden sich magnetische Strukturen, Schläuchen nicht unähnlich, in der Marsatmosphäre aus, die sich noch in einer Entfernung von 5000 Kilometer oberhalb der Atmosphäre nachweisen lassen. Die magnetischen »Bahnen« erlauben es den elektrisch geladenen Molekülen der Lufthülle ins All zu entweichen. Etwa 75% der Moleküle entrinnen in Form eines Atmosphären-Schweifs von der Nachtseite des Mars ins Weltall, während ca. 25% als »Schwaden« am Terminator verloren gehen. Aktuell liegt die umgerechnete Verlustrate bei durchschnittlich 100 Gramm je Sekunde. Da Sterne in ihrer Frühphase – und die Sonne stellt darin keine Ausnahme dar – ein wesentlich unsteteres Leben führen, sind starke Eruptionen ein wesentlicher Bestandteil solcher frühen Perioden und beschleunigten auf diese Weise vermutlich den vermehrten atmosphärischen Abtrag.

Lars-C. Depka

Originalarbeit:
sciencemag.org/content/350/6261/aad0210

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