Saturnringe im schrägen Licht: neue Einsichten

Der Schatten des Mondes Tethys fällt von hinten schräg auf die Saturnringe: 17 Cassini-Aufnahmen über der unbeleuchteten Seite der Ringe mit jeweils 2¼ Minuten Abstand wurden hier zu einem Mosaik zusammengefügt, in dem eine Menge Informationen über den Aufbau der Ringe stecken. Links der A-Ring, dann die Cassini-Teilung, dann der B-Ring: Hier »verschwindet« der Tethys-Schatten, offenbar weil der B-Ring so dicht ist, dass der »Saturnschein«, der von der unbeleuchteten Seite auf seine Teilchen fällt, für das Gros der Helligkeit sorgt und das schräg von hinten einfallende Sonnenlicht und damit auch der Mondschatten keine Rolle mehr spielen. [NASA/JPL/Space Science Institute]
Der Schatten des Mondes Tethys fällt von hinten schräg auf die Saturnringe: 17 Cassini-Aufnahmen über der unbeleuchteten Seite der Ringe mit jeweils 2¼ Minuten Abstand wurden hier zu einem Mosaik zusammengefügt, in dem eine Menge Informationen über den Aufbau der Ringe stecken. Links der A-Ring, dann die Cassini-Teilung, dann der B-Ring: Hier »verschwindet« der Tethys-Schatten, offenbar weil der B-Ring so dicht ist, dass der »Saturnschein«, der von der unbeleuchteten Seite auf seine Teilchen fällt, für das Gros der Helligkeit sorgt und das schräg von hinten einfallende Sonnenlicht und damit auch der Mondschatten keine Rolle mehr spielen. [NASA/JPL/Space Science Institute]
Auch im kleinen Fernrohr ist es längst unübersehbar: Im Saturnsystem geht etwas Besonderes vor. Obwohl sie (wieder) einige Grad weit geöffnet sind, wurden die Ringe in den vergangenen Monaten ständig lichtschwächer — weil das Sonnenlicht mit nahender Tag- und Nachtgleiche immer schräger auf sie fällt. Wenn die Sonne am 11. August genau in der Ringebene steht, wird der Planet für Beobachtungen von der Erde aus wohl schon zu sonnennah stehen, doch der Orbiter Cassini, seit nunmehr fünf Jahren im Saturnsystem unterwegs, hat um so bessere Sicht auf die ungewöhnlichen Lichtspiele, die sich nur alle 15 Jahre ereignen.

Normalerweise erscheinen die Ringe als zweidimensionale Scheibe, die in Wirklichkeit aus unzähligen einzelnen Eis- und Gesteinsbrocken besteht — doch nun wird plötzlich durch den flachen Schattenwurf eine dritte Dimension sichtbar, von der man bisher oft nur theoretisch wusste. So verbiegt der winzige Mond Daphnis die Ringe am Rand der Keeler-Lücke, die er verursacht, und die Wellen — mit bis zu 1,5km rund 100 Mal so hoch wie die Ringdicke — werfen lange Schatten. Oder es wird ein geradezu gezähntes Muster am Rand des B-Rings sichtbar, das übrigens zum ersten Mal Amateurastronomen beim Betrachten des frisch — und automatisch — veröffentlichten Cassini-Bilderstroms auffiel. Besonders aufschlussreich sind Cassini-Bilderserien von der unbeleuchteten Seite der Ringe aus, wenn von der anderen schräg ein Mondschatten über sie wandert: Dann macht sich die ganz unterschiedliche Dichte verschiedener Ringteile drastisch bemerkbar, indem der Schatten plötzlich zu verschwinden scheint. Auch die gegenseitigen Verfinsterungen der Saturnmonde, die es nur rund um die Tag- und Nacht-Gleiche gibt und die auch ein beliebtes Motiv für Amateurastronomen darstellen, verfolgt Cassini zuweilen. Die kommenden Wochen versprechen wieder andere Einsichten, wenn die Sonne exakt auf die Kante der Ringe scheint: Noch nie war eine Raumsonde in solch einem raren Moment dem Ringplaneten so nahe!

Daniel Fischer

Die Ringe aus irdischer Sicht: www.astrode.de/sat0609.htm
Daphnis‘ Effekte an der Keeler-Lücke: saturn.jpl.nasa.gov/photos/imagedetails/index.cfm?imageId=3541
Der Tethys-Schatten (auch als Film): photojournal.jpl.nasa.gov/catalog/PIA11659

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