Nach dann gut 25 Monaten in der Nähe des Kerns von Komet 67P wird die beispiellose europäische Kometenmission Rosetta Ende September zu einem ebenso dramatischen wie genau geplanten Ende gebracht: Das gewaltige „Mutterschiff“ wird ebenso wie 2014 der Lander Philae sanft auf seiner Oberfläche abgesetzt. Doch während für Philae das Abenteuer damit erst begann, ist Rosettas lange Reise mit dem Bodenkontakt schlagartig zuende: Die Details der letzten Wochen und zuletzt auch Minuten der Mission sind in den vergangenen Wochen immer klarer geworden, u.a. auch in einem Interview von Abenteuer Astronomie mit Rosettas Flugdirektor Andrea Accomazzo, das in der Juli-Ausgabe erscheinen wird. Die Aktivität von Churyumov-Gerasimenko hat im Jahr nach dem Perihel so weit nachgelassen, dass sich Rosetta wieder bis auf unter 10 km an den Kometen heran trauen kann, ohne dass Staubteilchen seine Sternenkameras irritieren. Rosetta spürt inzwischen wieder deutlich die Schwerkraft des Kometen und ist auf einer gebundenen Bahn. In den kommenden Wochen ist dafür eine Ellipse geplant, die bis auf 15 bis 17 km vom Kometen weg aber auch bis auf wenige Kilometer an seine Oberfläche heran führen wird. Bereits aus 10 km Höhe hat die beste Kamera OSIRIS eine Auflösung von 16 cm pro Pixel (Bild), noch schärfere Aufnahmen sind also zu erwarten, wenn es auf vielleicht 1 km hinab geht.
Für den endgültigen Anflug waren zwei Szenarien diskutiert worden, ein passives im Stile der Philae-Landung, bei dem ein Triebwerks-Kick den Orbiter mit 1 m/s Geschwindigkeit auf einen genau definierten Punkt der Oberfläche fallen lässt, und ein langsamerer Abstieg mehrere Stunden lang unter weiterer Triebwerkskontrolle. Für letzteren Plan hat man sich nach langer Diskussion diesen Monat entschieden: Er verspricht viel mehr Daten für die wissenschaftlichen Instrumente aus nächster Nähe zum Kometen, auch wenn manche von ihnen durch die Triebwerksgase beeinträchtigt werden und die gewünschte Landestelle wegen der vielen Korrekturmanöver auch nicht so exakt getroffen werden kann wie bei der anderen Methode. Wieviele Bilder von welcher Kamera noch bis in welche Höhe gesendet werden können, steht dabei noch nicht fest, auf jeden Fall mehr bei dem verworfenen schnellen Szenario. Am Ende dürfte Rosetta den Boden zuerst mit einem seiner langen Solarzellen-Panel berühren und umkippen, wobei es auch zu einem Neustart des Bordcomputer kommen sollte. Der startet dann in einem eigens programmierten Passivierungs-Modus, in dem der Sender für immer abgeschaltet ist – das letzte Signal Rosettas dürfte also im Moment der Landung abgestrahlt werden. Es ist außerordentlich unwahrscheinlich, dass Rosetta so weich aufsetzt, dass der Computer durch läuft und noch weiter Daten übertragen werden.
Daniel Fischer
LINKS:
Die letzten Monate: http://blogs.esa.int/rosetta/2015/11/12/from-one-comet-landing-to-another-planning-rosettas-grand-finale/
Die letzten Stunden: http://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/09052016214026.shtml
Interview mit dem Chef-Wissenschaftler: http://www.novinite.com/articles/174494/
Kommentar hinterlassen