Etwa die Hälfte aller Sterne sind keine Einzelgänger, sondern befinden sich innerhalb von Mehrfachsystemen. Umso erstaunlicher vielleicht, dass trotz der Vielzahl an Untersuchungsobjekten, der Entstehungsprozess solcher Systeme noch immer nicht in allen Einzelheiten schlüssig verstanden ist. Jedoch ist Hilfe in etwa 400 Lichtjahren Entfernung in Sicht: Die Sternentstehungsregion Barnard 5 kann möglicherweise wesentlich zum Lückenschluss beitragen. In ihr ist eine Reihe von kollabierenden Gaswolken nachgewiesen, aus denen sich innerhalb von 40.000 Jahren ein Vierfachsystem bilden sollte. Wie man aus Untersuchungen von Mehrfachsystemen verschiedenen Alters weiß, liegt die Sternpopulation in jungen Mehrfachsystemen höher als in älteren Systemen. Das deutet darauf hin, dass eine frühe dynamische Wechselwirkung zwischen den Sternen die Mehrfachsysteme aufspaltet.
Um die dynamische Entwicklung solcher Phasen belastbar abbilden zu können, sind hochauflösende Beobachtungen beispielsweise mit Hilfe der Radioteleskopanlage Very Large Array, dem Green Bank Telescope und dem James Clerk Maxwell Telescope notwendig, die im Rahmen der Analyse von Barnard 5 gewonnen werden können. Die Untersuchung der Bewegung der dichten Gaswolken relativ zu dem bereits entstandenen Protostern zeigen, dass alle zusammen ein gravitativ gebundenes System bilden. B5-IRS1 und die ihm am nächsten gelegene Gaswolke bilden voraussichtlich einen dauerhaft stabilen, engen Doppelstern. Die sich aus den beiden anderen Wolken formenden Sterne bewegen sich dann auf weiten Umlaufbahnen um dieses enge Doppelsystem. Auf Dauer dürfte diese Konfiguration allerdings nicht stabil sein: Nach etwa 500.000 Jahren wird vermutlich eines der Mitglieder aufgrund einer engen Begegnung aus dem System herauskatapultiert.
Lars-C. Depka
nature.com/nature/journal/v |
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