Paare Weißer Zwerge können Supernova-Rate erklären

Eine Auswahl der 4000 Weißen Zwerge aus der Umgebung der Sonne, die im Sloan Digital Sky Survey zu finden sind: Auf ihren Bildern erscheinen sie alle nur als bläuliche Punkte - aber ihre Subspektren verraten, dass 15 davon in Wirklichkeit Doppelsysteme sind. [Carles Badenes, SDSS-III-Team]

Es gibt in der Milchstraße genügend enge Paare aus Weißen Zwergen, die später einmal verschmelzen und als Supernovae des Typs Ia enden könnten, um die in anderen Galaxien beobachtete Rate dieser Supernovae zu erklären: Für diesen »doppelt entarteten« Mechanismus dieser kosmologisch so bedeutsamen Sternexplosionen gibt es damit ein weiteres wichtiges Argument – das zugleich ein besonders bemerkenswertes Abfallprodukt des Sloan Digital Sky Survey (SDSS) ist. Bei dieser gewaltigen Himmelsdurchmusterung ging es um ferne Galaxien, die quasi am Fließband spektroskopiert wurden, aber nebenher auch Sterne im Vordergrund unserer Milchstraße. Was kaum einer wusste: Aus technischen Gründen wurden zu mehreren verschiedenen Zeitpunkten Spektren derselben Quelle aufgenommen, die dann zu einem optimalen Spektrum vereinigt wurden. Die Einzelspektren wurden lange nicht publiziert und liegen auch in keinem astronomenfreundlichen Format vor. Nun ist aber genau dieser schwierige Datensatz herangezogen worden, um eine Zählung enger Doppelsysteme aus zwei Weißen Zwergen durchzuführen.

Die Bahnperioden dieser Doppelsterne sind so kurz, dass sich die Radialgeschwindigkeit der Sterne zwischen den Aufnahmen der Einzelspektren deutlich verändert: Genau dieser Effekt konnte jetzt aus den alten SDSS-Daten isoliert werden. Über 4000 Weiße Zwerge in 1000Lj Umkreis der Sonne wurden schließlich lokalisiert, von denen es mindestens zwei Spekten zu unterschiedlichen Zeitpunkten gab: Bei genau 15 davon handelt es sich eindeutig um Doppelsysteme! Der Rest war eine systematische Hochrechung, sowohl der Gesamtzahl solcher Weißzwerg-Paare in der Milchstraße wie auch ihres zu erwartenden Schicksals. Demnach sollte es in der Galaxis im Schnitt etwa einmal pro Jahrhundert zu einer Verschmelzung eines solchen Paares und damit zu einer Typ-Ia-Supernova kommen. Dies wiederum passt von der Größenordnung zu der tatsächlich in anderen, vergleichbaren Galaxien beobachteten Rate dieser Art Sternexplosionen. Der alternative »einfach entartete« Typ-Ia-Supernova-Mechanismus mit nur einem Weißen Zwerg und einem normalen Stern als Massenspender braucht also zumindest keine große Rolle zu spielen. Eine Erkenntnis, die gerade auch bei der Untersuchung des Supernovarests SNR 0509-67.5 gewonnen worden war, der auch nur doppelt entartet entstanden sein kann.

Daniel Fischer

Originalarbeit:
arxiv.org/abs/1202.5472
SDSS-Pressemitteilung:
www.sdss3.org/press/20120227.fireworks.php
Der Fall SNR 0509-67.5:
www.oculum.de/newsletter/astro/100/50/4/154.ex0sa.asp#6

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