„Mini-Sedna“ mit Apheldistanz von über 2000AE

Im Jahr 2004 sorgte die Entdeckung eines Himmelskörpers jenseits des Kuiper-Gürtels für erhebliches Aufsehen, der in manchen Kreisen gar als „10. Planet“ gehandelt wurde: War (90377) Sedna mit einem Perihel in 76 und einem Aphel in 976 Astronomischen Einheiten bei 12000 Jahren Umlaufszeit direkt aus der hypothetischen Oortschen Kometenwolke entlaufen? Sedna blieb ein einsamer Exot, aber die Sloan Digital Sky Survey ist im Rahmen der Supernovajagd in ihrer 2. Phase (siehe Artikel oben) im Jahre 2006 auf ein weiteres Objekt mit einer sogar noch weiter in den Raum reichenden Bahn gestoßen, das allerdings mit 50km bis 100km Durchmesser wesentlich kleiner als Sedna mit ihren vielleicht 1600km ist. 2006 SQ372, dessen erstaunliche Eigenschaften erst jetzt im Rahmen einer großen SDSS-Tagung allgemein bekannt wurden, kommt der Sonne zwar bis auf 24 AE nahe, entfernt sich aber laut einer Bahnanalyse bis auf 2100 AE!

Der Orbit des erstaunlichen Himmelskörpers 2006 SQ372 (blau) im Vergleich mit den Bahnen von Neptun (weiß), Pluto (grün) und Sedna (rot). Der Ausschnitt zeigt weiß die Bahnen von Jupiter bis Neptun: Selbst in diesem Maßstab ist die Bahn der Erde um die Sonne nicht darstellbar. [N. Kaib]
Der Orbit des erstaunlichen Himmelskörpers 2006 SQ372 (blau) im Vergleich mit den Bahnen von Neptun (weiß), Pluto (grün) und Sedna (rot). Der Ausschnitt zeigt weiß die Bahnen von Jupiter bis Neptun: Selbst in diesem Maßstab ist die Bahn der Erde um die Sonne nicht darstellbar. [N. Kaib]Diese Dimension der Bahn würde einer Umlaufszeit von rund 30000 Jahren entsprechen, aber der beobachtete Bogen am Himmel ist noch ziemlich kurz, und es könnten ebenso „nur“ 22000 Jahre (bei einer Apheldistanz von 1600AE) sein. 2006 SQ372 konnte der SDSS überhaupt nur ins Netz gehen, weil das Objekt gerade nahe seinem Perihel steht und damit immerhin 22m hell ist: Da liegt die Vermutung nahe, dass es noch viel mehr solcher Himmelskörper gibt. Weder bei Sedna noch dieser Mini-Ausgabe, die man auch als größeren Kometenkern ansprechen könnte, ist dabei wirklich geklärt, was sie auf ihre exotischen Bahnen gebracht hat: Sie können ebenso aus der Oortschen Wolke nach innen geschleudert worden sein, deren Hauptzone zehnmal weiter draußen beginnt als selbst 2006 SQ372 Aphel liegt, wie aus dem Kuiper-Gürtel nach außen entwichen sein. Künftige Himmelsdurchmusterungen wie mit dem LSST (siehe Artikel oben) dürften eine ganze Population von Sedna-Verwandten aufspüren, die dann vielleicht ihre Herkunft verraten wird – vielleicht in 10 Jahren.

Daniel Fischer

Entdeckungsmeldung 2007: www.cfa.harvard.edu/mpec/K07/K07A27.html
Pressemitteilung 2008: www.sdss.org/news/releases/20080818.sq372_final.html

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