McNaught erreicht -3. Größe!

Spektakel in Europas Dämmerung endet / Perihel am 12. / Lichtstreueffekt könnte noch -6m verursachen – mit kurzer Sichtbarkeit mit blossem Auge am Taghimmel?

McNaught
McNaught

In Norwegen hätte man sein müssen, im hohen Norden: Hier waren in den vergangenen Tagen die geometrischen Bedingungen – und das Wetter – so günstig, dass der Komet McNaught etliche Male von Laien unabhängig mit dem blossen Auge entdeckt wurde, z.B. beim morgendlichen Warten an der Bushaltestelle! Und in England ist sogar einer vor Aufregung gegen den Bordstein gefahren, als er den Kometen durch die Windschutzscheibe sah. Auch wenn sich die Helligkeitsentwicklung Ende Dezember etwas verlangsamte, so durchbrach McNaught dennoch bereits am 6. oder 7. Januar die 0m-Grenze und war jeden Tag wieder deutlich heller. Nach +2m am 3., 0m am 6. und -1,5m am 9. Januar wurden zuletzt bis zu -3,5m geschätzt. Auch in Mitteleuropa, wo die relative Stellung von Sonne und Komet zum Horizont etwas ungünstiger war als im hohen Norden, konnte McNaught bald mit Leichtigkeit aus der hellen Abend- oder Morgendämmerung gefischt werden (wenn es das anhaltend miserable Wetter denn mal zuliess; hier ein Bild aus den italienischen Alpen vom 10.1.). Der große; Erdabstand von rund 1 AU liess den Kometen dabei zunächst recht klein erscheinen, so dass er meist nur im Feldstecher zu beeindrucken vermochte: eine winzige aber hochkompakte und extrem helle Koma von wenigen Bogenminuten Durchmesser, daran ein moderat aufgefächerter Staubschweif von einigen Dutzend Bogenminuten, der sich selbst gegen hellen Dämmerungshimmel durchsetzen konnte. Der Feldstecheranblick (der dem Autor immerhin ein paar Sekunden lang am 9.11. vergönnt war) entsprach dabei fast exakt Digitalfotos mit mittellangen Brennweiten: eine Seltenheit in der Kometenbeobachtung, wo sich visuelles und fotografisches Bild meist drastisch unterscheiden.

McNaught (2)
McNaught (2)

Etwa ab dem 10. Januar konnte McNaught dann auch ohne optische Hilfsmittel begeistern, und unter guten Bedingungen war ein Schweif von über einem Grad Länge zu erkennen. Seit sich McNaught mit negativer Helligkeit immer besser gegen die Dämmerung durchsetzen kann, häufen sich die Berichte und Bilder, wobei letztere u.a. bei SpaceWeather, UAI, NightSkyHunter, der Fachgruppe Kometen und in der Südstadt gesammelt werden und auf den Privatseiten von z.B. Dangl, Kerschhuber, Brinkmann, Scarmato, Conu, Pivato, AstroStudio und Kugel erscheinen. Hier ein typisches Bild aus Norwegen vom Abend des 9.11., andere ausgewählte Aufnahmen gibt es vom 11. (dito, dito, dito, dito), 10. (dito, dito, dito, dito, dito, dito, dito, dito, dito, dito – am Tage!), 9. (dito), 8. (dito, dito, dito, dito – ein Film!), 8. und 7., 7. (dito, dito, dito, dito – am Taghimmel!), 6. (dito, dito), 5. (dito, dito), 4. (dito), 3. und 1. Januar, einige Zeichnungen und eine Auswahl visueller Beobachtungen vom 11. und 10., 10. (dito, dito, dito, dito, dito, dito, dito – die letzten beiden am Tage!), 9. (dito, am Tage mit Sonnenbrille an einem Sucherfernrohr in Australien!), 8. (dito, dito, dito, dito, dito, dito, dito), 7., 6. (dito, dito), 6. und 5., 5. (dito, dito), 3. (dito, dito), 2. (dito) und 1. Januar.

Schweifentwicklung
Schweifentwicklung

Eine neue Analyse der Lichtkurve mit den Januarbeobachtungen kommt nunmehr auf einen Steigerungsfaktor n von 4,8, allerdings scheint die Grundhelligkeit in der ersten Januarwoche etwa 0,7m heller gewesen zu sein und eher bei 6,0 gelegen zu haben. Rechnet man mit dieser Formel weiter, kommt eine Maximalhelligkeit von etwa -3,5m vom 12. bis 14. Januar heraus. In einem Zeitraum, in dem McNaught an dunklem Himmel nur von SOHO und STEREO gesehen werden kann und die beiden Sonnensatelliten die Schweifentwicklung gut verfolgen können (hier ein Bild des Heliospheric Imagers auf STEREO B vom 11.1.). Und … da gibt es eine Analyse aufgrund von 5 Kometen der Vergangenheit, nach der die Koma des Kometen um bis zu 2,3m heller werden sollte, wenn er rund um den 14. Januar fast genau zwischen Erde und Sonne steht und Staubteilchen deren Licht stark zur Erde hin streuen. Rechnet man diesen Effekt zur obigen Gleichung dazu, dann könnte die Maximalhelligkeit am 14.1. bis auf -5,6m steigen (und vom 12. bis 16.1. bei -4m liegen). Komet C/1927 X1 (Skjellerup-Maristany) glich McNaught in vielen Aspekten – und konnte mit dem blossen Auge 5° neben der Sonne gesehen werden, wenn man sie mit der Hand abdeckte. Auch bei McNaught wird der Winkelabstand am 14.1. nicht grösser sein: Äusserste Vorsicht bei Beobachtungsversuchen aller Art! (Zahlreiche Tagessichtungen mit optischen Hilfsmitteln durch sehr erfahrene Beobachter gibt es ja bereits aus den letzten Tagen – siehe vorheriger Paragraf.) Wenn der Komet Tage später wieder in der Dämmerung erscheint, nun ausschliesslich für die Südhemisphäre, dürfte die Helligkeit rasch wieder fallen: Der 17. bis 19.1. könnte den besten Kompromiss aus Elongation und Helligkeit bieten. Zwar ist C/2006 P1 (McNaught) schon jetzt der hellste Komet seit 31 Jahren, aber West kann er nicht das Wasser reichen. Noch nicht?

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