Loss of Signal: Cassini hielt noch 23 Sekunden länger durch

Einer von vielen historischen Momenten heute: Die Spacecraft Operations Team-Managerin Julie Webster zerreißt den letzten Notfallplan für Cassini, den keiner mehr braucht, Programm-Manager Earl Maize amüsiert sich. [NASA/Joel Kowsky]

Das Ende kam erstaunlich pünktlich: 13:55:16 MESZ Erdempfangszeit war die allerletzte Prognose für den Abriss des Datenstroms von Cassini gewesen – und um 13:55:39 MESZ verschwand der Funkträger des X-Bandes auf dem Spektralanalysator, auf dessen Display die ganze Welt starrte. Das war das Ende der Datenübertragung. Und 7 Sekunden später schwand auch das der unmodulierte Träger des S-Bandes, den Cassini zu Bahnmesszwecken parallel ausgestrahlt hatte: das Ende der Mission, nach über 13 Jahren im Orbit um den Saturn und fast 20 Jahre nach dem Start.

Untergang von Enceladus hinter dem Saturn: eine Farbaufnahme vom 13. September, 1,3 Mio. km vom Mond und 1 Mio. km vom Planeten entfernt. [NASA / JPL-Caltech / Space Science Institute]
Noch ein paar Mal schien das S-Band-Signal wieder zu kommen wollen, aber das waren wohl Nebenkeulen des Senders, die kurz über die Erde strichen, hieß es später auf einer feierlichen Pressekonferenz. Die Missions-„Kontrolle“, die natürlich längst nichts mehr zu kontrollieren hatte, konnte in den letzten Minuten verfolgen, wie sich die Düsen der Lageregelung Cassinis immer stärker bemühen mussten, die Hauptantenne Richtung Erde zu halten, während die Windlast auf Cassini immer stärker wurde. Eigentlich war die Atmosphärendichte nur so hoch wie in der Bahnhöhe der ISS um die Erde, aber die enorme Geschwindigkeit Cassinis machte den Unterschied. Schon bald nach dem Verlust der Funkverbindung sollte der Luftwiderstand einige vorstehende Teile des Orbiters abgerissen haben, so dass Cassini für Sekunden stromlinienförmiger wurde – bis der Widerstand einfach zu groß war und die Sonde auseinander brach und Teil des Saturn wurde. Ob Teleskope diese letzten Sekunden registrieren konnten, wurde zunächst nicht bekannt.

Der kleine Mond Daphnis in der Keeler-Lücke des A-Rings, an deren Rand seine Schwerkraft Wellen auslöst. Eine der letzten Cassini-Aufnahmen vom 13. September aus 782000 km Entfernung, das Bildfeld ist 4,3 km breit. [NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute]
Ebenfalls offen blieb, wie gute die acht Instrumente gearbeitet haben, die in Cassinis letzten Stunden noch eingeschaltet waren – von der Präsentation irgendwelcher Daten ganz zu schweigen. Der Projektmanager teilte lediglich mit, dass „Daten bis zur letzten Sekunde“ empfangen worden waren. Kostproben gab es dagegen von den abbildenden Instrumenten, deren letzte Messungen alle die Erde erreicht hatten. Nach einem Saturn-Mosaik, Enceladus und Titan hatte die Kamera noch Nahaufnahmen der Ringe und schließlich der Einschlagsregion auf dem Saturn geliefert, zwar damals auf der Nachtseite aber von Sonnenlicht beschienen, das die Ringe reflektierten. Und auch ein Bild der Einschlagsstelle im thermischen Infraroten vom Instrument VIMS liegt schon vor: Zusammen mit Beobachtungen von Teleskopen auf der Erde wird sich die Region der Saturnatmosphäre, in der Cassini eine Minute lang Eintrittssonde spielen durfte, auch im größeren Kontext darstellen.

LINKS:

NASA Release: https://www.nasa.gov/press-release/nasa-s-cassini-spacecraft-ends-its-historic-exploration-of-saturn
ESA Release: http://www.esa.int/Our_Activities/Space_Science/Cassini-Huygens/Cassini_concludes_pioneering_mission_at_Saturn
Die letzten Bilder: http://www.esa.int/Our_Activities/Space_Science/Highlights/Parting_views

1 Kommentar zu Loss of Signal: Cassini hielt noch 23 Sekunden länger durch

  1. „Ob Teleskope diese letzten Sekunden registrieren konnten, wurde zunächst nicht bekannt.“

    Es wurde leider nicht einmal bekannt ob überhaupt und wenn ja welche der handvoll in der zu diesem Zeitpunkt Saturn zugewandten im Dunkeln liegenden Erdseite vorhandenen über einen Meter großen Teleskope beobachtet haben.

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