Fahrplan für Cassinis letzte Stunden am Saturn

Damit war das Ende besiegelt: Ein letzter Vorbeiflug am großen Mond Titan lenkte die Bahn von Cassini am 11. September so ab, dass sie vier Tage später in den Saturn hinein führen wird. [Künstlerische Darstellung: NASA/JPL-Caltech]

Das Schicksal der NASA-Sonde Cassini, die seit 13 Jahren um den Planeten Saturn kreist, ist nicht mehr aufzuhalten: Fast aller Treibstoff für Bahnänderungen ist verbraucht – und die Schwerkraft des großen Monds Titan hat sie in die Atmosphäre Saturns abgelenkt, wo sie am 15. September mit 31 km/s eindringen und restlos verglühen wird. Eine gezielte Entsorgung, damit nicht eines Tages eventuell lebensfähige Erdkeime an Bord auf einem der potenziell lebensfreundlichen Monde landen, vor allem Enceladus.

Eine Stunde und 23 Minuten sind derzeit Funksignale vom Saturn zur Erde unterwegs: In der Missionskontrolle denkt man im Wesentlichen in Earth Received Time (ERT), also wenn eine Nachricht eingetroffen ist oder hätte kommen können, und nicht in Spacecraft Event Time (SCET), wenn das Ereignis tatsächlich passierte. Heute um 15:30 MESZ ERT hat sich Cassini ein letztes Mal mit seinen Kameras auf den Saturn ausgerichtet und dabei die Hauptantenne von der Erde weg geschwenkt: Die Kamera fürs sichtbare Licht macht ihre allerletzten Aufnahmen, und ganz zum Schluss schaut eine Infrarotkamera auf die Einschlagsstelle, wo dann gerade Nacht ist. Morgen um 23:45 MESZ beginnt die 11-stündige Übertragung dieser Bilder zur Erde, die ab etwa 5:00 MESZ am Freitag auf der Cassini-Webseite mit Rohbildern erscheinen sollen.

Gegen 10:00 MESZ ist der Datenspeicher Cassinis leer, und die Konfiguration wird geändert: „Bent pipe transmission“, Übertragung durch ein gekrümmtes Rohr, heißt der neue Modus, bei dem alle Daten der wissenschaftlichen Instrumente zwar in den Speicher aber dann sofort weiter zur Antenne fließen. Die Datenrate wird stark reduziert, so dass alles in Echtzeit funktioniert, Bilder gibt es nun keine mehr, nur noch Messungen von acht anderen Instrumenten. Allen voran dem Massenspektrometer INMS, das die Zusammensetzung der oberen Atmosphäre Saturns direkt analysieren soll. Das hat es bereits bei den letzten fünf Annäherungen an den Saturn in den letzten Wochen getan, aber nun wird auf Daten noch bis zu 1500 km tiefer gehofft: Die bisherigen Messungen waren ein Mix aus Ausdünstungen der Saturnringe und der obersten Atmosphärenschichten des Planeten, jetzt wird deutlich reineres Saturn-Gas erwartet.

In seinen letzten Stunden – ab etwa 10:37 MESZ – fliegt Cassini so, dass die Hauptantenne zur Erde und die ‚Nase‘ des INMS nach vorne zeigen. Cassini war freilich nie als „Atmosphärensonde“ ausgelegt und wird zunehmend Probleme bekommen, diese Ausrichtung mittels ihrer schwachen Düsen stabil zu halten. Nach neuesten Berechnungen wird es am 15. September gegen 13:55:06 MESZ ERT passieren: Die Hauptantenne driftet von der Erde weg, das Signal und der Datenstrom verstummen – und 1 bis maximal 2 Minuten später bricht Cassini schon auseinander und verglüht. Entscheidend für Daten bis zum Schluss ist gutes Wetter über der NASA-Empfangsstation in Australien, die als einzige den Saturn im Blick hat: Gibt es dort Probleme, können andere Schüsseln in Australien helfen, sogar die der ESA in New Norcia hält sich bereit. Eine Sondersendung zum Ende auf NASA TV soll von 13:00 bis 14:30 MESZ laufen, gefolgt von einer Pressekonferenz um 15:30 MESZ.

LINKS:

Der ‚amtliche‘ Zeitplan: https://saturn.jpl.nasa.gov/mission/grand-finale/cassini-end-of-mission-timeline
NASA TV live: https://www.nasa.gov/multimedia/nasatv
Informationen rund um das „Große Finale“: https://saturn.jpl.nasa.gov/mission/grand-finale
Einlaufende Rohbilder: https://saturn.jpl.nasa.gov/galleries/raw-images
JPL Press Release von heute: https://www.jpl.nasa.gov/news/news.php?release=2017-240

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