Komet Chen-Gao oder Kometenjagd auf chinesisch

C/2008 C1 (Chen-Gao) am Abend des 12. Februar in England aufgenommen mit einem 35cm-Reflektor. Der Ausschnitt zeigt ca. 13'×13'. [Martin Mobberley]
C/2008 C1 (Chen-Gao) am Abend des 12. Februar in England aufgenommen mit einem 35cm-Reflektor. Der Ausschnitt zeigt ca. 13’×13′. [Martin Mobberley]
Die E-Mail in gebrochenen Englisch war am Abend MEZ des 2. Februar über eine internationale Mailingliste für Kometenfreunde gekommen: »C42 Xingming Observation Nova Survey may find a 12 mag new comet, the first image back from 30th Jan / Now it needs your help to confirm it.« Zwar war die Entdeckung auch an die offizielle Meldestelle für Bestätigungswünsche in den USA gegangen, aber die Weltgemeinde der Kometenfreunde war schneller: Binnen Stunden war der Komet auf mehreren Kontinenten bestätigt, und am nächsten Morgen schon offiziell. »C/2008 C1 (Chen-Gao)« hieß er nun, eine Überraschung: Auf der Mailingliste hatte eine andere Person die Meldung und weitere Details verbreitet. Aber der Name war gerechtfertigt: Der 34-jährige Xing Gao ist ein Amateurastronom (und Physiklehrer) aus der Stadt Urumqi in der nordwestchinesischen Provinz Xinjiang, der in den nahen Nanshan-Bergen eine Privatsternwarte aufgebaut hat. Dort gibt es zwar auch eine große Profisternwarte, mit der Gao aber nichts zu tun hat: Das Xingming Observatory finanzieren er und ein paar Freunde ganz allein. Benannt ist es übrigens nach einem in China sehr bekannten Amateurastronomen aus Xinjiang, XingMing Zhou, der mit dem SOHO-Satelliten 64 Kometen entdeckt hatte und 2004 bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen war.

Von der Sternwarte aus sucht Gao mit einem 200mm-Teleobjektiv bei Blende f/2,8 und einer Canon 350D nach Novae, wobei die Daten auch an seinen Freund Tao Chen in einer anderen Provinz gemailt werden. Und Chen war es, der am 1. Februar auf Bildern vom 30. und 31.1. und 1.2. auf den Kometen stieß und Gao veranlasst hatte, noch am selben Abend neue Aufnahmen zu machen. Gerade jetzt streikte ein entscheidender Computer, was die Astrometrie in den Bildern enorm behinderte, aber am Ende ging alles gut – und die ganze Welt konnte mitlesen, wie der neue Komet gejagt und dingfest gemacht wurde. Ins Perihel kommt Chen-Gao am 16. April in 1,2 AU Sonnenabstand: Seine gegenwärtigen 11m wird er bis dahin vielleicht noch um eine Größenklasse steigern. Und kurz davor wird er dicht an Komet Holmes und auch an vielen Deep-Sky-Objekten vorbei laufen.

Daniel Fischer

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