Jupitermond in einem Buschmann-Märchen?

Bei den /Xam alias Südlichen Buschmännern (das »/« repräsentiert dabei einen Klicklaut) hat ungefähr jede zehnte Erzählung etwas mit dem Himmel zu tun, und eine ungewöhnlich komplexe Geschichte mit offenbar tieferer Bedeutung handelt von »Herz der Dämmerung«, der seine Frau – »Luchs« – verlässt und als Jupiter an den Himmel zurückkehrt, um dort mit seiner Tochter »Kind (oder Stern) des Dämmerungsherzens« zu leben. Die beiden »wandern gemeinsam« über den Himmel und stehen einander offenbar in mehr als einer Beziehung sehr nahe. Einem deutschen Linguisten wurden »Herz« und »Kind« im 19. Jahrhundert explizit am Himmel gezeigt, und er interpretierte letzteres als den Stern Regulus, an dem dem Jupiter damals gerade vorbei zog – aber das macht keinen Sinn, wenn sich die beiden immer sehr nahe sein sollen. Der südafrikanische Amateurastronom W.P. Koorts vermutet nun in den Monthly Notices of the Astronomical Society of South Africa 65 [June 2006] 66-73, dass es sich bei »Dawn’s Heart Star« vielmehr um einen Jupitermond handelt.

Nach Untersuchungen des (u.a.) auf die visuelle Wahrnehmung des Himmels spezialisierten US-Astronomen Brad Schaefer in den Publications of the Astronomical Society of the Pacific 103 [July 1991] 645-60 über die Sichtbarkeit schwacher Punktquellen dicht neben hellen können »normalsichtige« Menschen niemals auch nur einen Jupitermond mit dem blossen Auge erspähen, sofern sie den Planeten selbst nicht z.B. durch eine ferne Stange abdecken. Aber wer eine überdurchschnittliche Sehschärfe besitzt (die sich durch eine bessere Grenzgrösse am Himmel manifestiert), kann zumindest Ganymed und im Extremfall sogar alle vier Galileischen Monde im Glanze Jupiters sichten: Das wird auch durch allerlei Berichte in der Literatur bestätigt (z.B. Dutton, Sky & Telescope 52 [December 1976] 482-4). Koorts kann natürlich nicht beweisen, dass Dawn’s Heart Star mit Ganymed identisch ist, aber wer weiss: Vielleicht haben ihn besonders scharfsichtige /Xam einst gesichtet; der klare Wüstenhimmel hätte durchaus geholfen. Und weil ihnen die Geschichte so wichtig war, wurde das Ganymed- Spechteln bald zu einem Ritual, bei dem manche Anstrengung gerechtfertigt war, um den bedeutenden Lichtpunkt zu erspähen …?

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