Wie die Galaxie Arp 192 ihren Stachel verlor

Arp 192 hat keinen Stachel: Der vermeintliche spektakuläre Jet der Galaxie NGC 3303 auf einem Bild von 1964 (links), der zu ihrer Aufnahme in den Katalog ungewöhnlicher Galaxien als Arp 192 führte, existiert nicht, wie z.B. das entsprechende Bild aus der Sloan Digital Sky Survey (rechts) zeigt. [J. Kanipe]
Arp 192 hat keinen Stachel: Der vermeintliche spektakuläre Jet der Galaxie NGC 3303 auf einem Bild von 1964 (links), der zu ihrer Aufnahme in den Katalog ungewöhnlicher Galaxien als Arp 192 führte, existiert nicht, wie z.B. das entsprechende Bild aus der Sloan Digital Sky Survey (rechts) zeigt. [J. Kanipe]

Zwei Wissenschaftsautoren und ein Amateurastronom haben nach Jahrzehnten herausgefunden, dass das wechselwirkende Galaxienpaar NGC 3303 nicht ganz zu Recht in den berühmten Katalog pekuliärer Galaxien – als Arp 192 – aufgenommen wurde: Der vermeintlich gewaltige Jet aus dem Kern einer der Galaxien hat sich als kurze Spur eines Asteroiden entpuppt, der allerdings auch erst 2002 (wieder-)entdeckt wurde. Im Jahre 1966 hatte Halton Arp einen Atlas mit 338 ungewöhnlich asymmetrischen Galaxien veröffentlicht, der seither immer wieder die astrophysikalische Forschung angeregt hat.

Ihm zu Ehren veröffentlichten 2006 Jeff Kanipe und Dennis Web ein Buch, das den alten Aufnahmen des Palomar Observatory neue Bilder der wundersamen Galaxien von Amateurastronomen gegenüber stellte – und unter anderem den auffälligen Jet, den Arp 192 zu zeigen schien, als Herausforderung für die Astrofotografie erwähnte. Rick Johnson wollte es 2008 wissen und belichtete so lange, dass der Jet eigentlich unübersehbar sein sollte, doch da war rein gar nichts: Wie konnte solch eine gewaltige galaxiengroße Struktur binnen weniger Jahre einfach verschwinden? Kanipe ließ das keine Ruhe, und er forschte nach: Arps eigenes Bild war am 19.2.1964 entstanden – und eine Abfrage der Gesamtdatenbank aller Asteroiden-orbits ergab, dass Kleinplanet Nr. 84447 just an diesem Tag an der richtigen Stelle war. Entdeckt worden war er erst am 6.10.2002 bei der automatischen Asteroidenjagd NEAT, und Arps Bild stellt sich nun als die früheste bekannte Aufnahme des Objekts dar – das kürzlich Jeffkanipe getauft wurde. Kanipe selbst ruft nun wiederum die Astrophysiker auf, alte Fotoplatten nach seltsamen Strukturen zu durchforsten, die man leicht als Artefakte abtun könnte: Vielleicht sind sie doch echt.

Daniel Fischer

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