Am 17.1.2009 kurz nach 20 Uhr nahmen Beobachter rund um die westliche Ostsee und Norddeutschland sogar hinter Wolken ein zweimaliges Aufblitzen (erst ein sehr helles und kurz danach ein zweites, schwächeres) wahr. Viele deuteten dies als ein Wetterphänomen wie bei einem Wintergewitter und wussten zunächst nicht, dass sie Zeuge des spektakulärsten Meteoritenniederganges der letzten Jahre in Mitteleuropa wurden. Beobachter aus den Niederlanden, der Rheinebene, Norddeutschland, Polen und vor allem Dänemark und Schweden, die deutlich bessere Sichtbedingungen hatten, berichteten von einer hellen, von blau bis rosa reichenden farbigen Leuchterscheinung, die schnell über den Himmel zog. Andere wiederum sahen grün-gelbliche Leuchtspuren. Nicht wenige Beobachter berichteten in deutschsprachigen Astronomie- und Wetterforen auch von akustischen Begleiterscheinungen, wie Donnergrollen oder einem Überschallknall.
Das Vorkommnis blieb zunächst rätselhaft. Erst das Video einer Überwachungskamera aus dem südlichen Schweden brachte Licht ins Dunkel. Die von Roger Svensson und seinem Bruder Marcus Wilborgsson privat betriebene Kamera hatte das Ereignis im Garten ihres Bauernhofes in Svensköp, einige Kilometer südlich von Linderöd zwischen Hörby und Kristianstad in Südschweden aufgezeichnet. Schon kurz nach dem Einspielen des Videos im schwedischen Web wurde klar, was hier passiert ist: Ein Meteorit von bei Redaktionsschluss noch unbekannter Art und Größe war in Blickrichtung Westnordwest niedergegangen. Auch das vielfach zitierte zweimalige Aufleuchten ist auf dem Video zu sehen. Im Gegensatz zu den meisten Sichtungen war jedoch hier die zweite das hellere. Daher ist nicht ganz klar, was es wirklich zeigt. Die gefilmten Leuchterscheinungen könnten sowohl vom Meteor verursacht worden sein, oder auch Reflexionen der Wolkendecke darstellen. Auch ist noch unklar, was da eigentlich vom Himmel gefallen ist: Eine mögliche Fragmentierung des Objekts (auch nach dem Aufleuchten!) könnte auf einen der sehr häufig vorkommenden Steinmeteorite hindeuten. Ebenfalls ist unklar, wo der oder die Steine auf den Boden oder ins Meer gelangt sind. Eine interessante Karte der Leuchtspuren (s. Abb.) hat Anton Norup Sorensen von den dänischen Meteorbeobachtern aus verschiedenen Meldungen einzelner Foren, vor allem aus Dänemark, erstellt. Wie er gegenüber dem interstellarum-Newsletter jedoch ausführte, handelt es sich keineswegs um eine genaue Analyse aller Sichtungen, sondern um eine Zusammenfassung der Augenzeugenberichte, die allesamt sehr widersprüchlich sind. So ergab eine Analyse anderer Sichtungen einen deutlich nördlicheren Bahnverlauf als bisher angenommen. Beide machen sie eines deutlich: Die Suche nach dem Streufeld wird nicht einfach sein und es ist keineswegs ausgeschlossen, dass der Meteorit einfach in die Ostsee gefallen ist, obwohl derzeit einiges auf die dänische Insel Lolland als Treffergebiet hindeutet. Aber auch die Insel Fehmarn, die Hohwachter Bucht und die Gegend um Bad Doberan sind derzeit noch im Rennen.
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