Ein Komet wird kommen … ganz nahe

Die Situation heute: die Bahnen der Planeten bis zum Jupiter und die Bahn des Kometen P/2016 BA14 (PANSTARRS), bei der die verschiedenen Blautöne die Segmente ober- und unterhalb der Erdbahnebene markieren. In einem Monat wären Erde und Komet in diesem Maßstab zu einem Punkt verschmolzen. [JPL]

Viel zu sehen geben wird es – außer für Astrofotografen – wohl nicht, aber der kommende Monat wird Kometen-Geschichte schreiben: Der erst im Januar entdeckte (und zunächst irrtümlich als Asteroid katalogisierte) unauffällige Komet P/2016 BA14 (PANSTARRS) wird in nur 3,5 Mio. km oder 9 Monddistanten Abstand an der Erde vorbei sausen. Heller als 12. Größe wird er dabei vermutlich nicht, aber der enge Erdbesuch verschafft ihm einen bedeutenden Platz in der Statistik: Im vergangenen halben Jahrtausend sind nur zwei Kometen, von denen man wusste, der Erde noch näher gekommen, D/1770 L1 (Lexell) mit 2,3 Mio. km und P/1999 J6 (SOHO) mit 1,4 bis 2,2 Mio. km. Selbst der berühmte – und mit bloßem Auge sichtbare – Erdbesucher C/1983 H1 (IRAS-Araki-Alcock) hatte mit 4,7 Mio. km größeren Abstand gehalten. Mit einer Absoluthelligkeit von 19.5 hat der Kern von P/2016 BA14 (PANSTARRS) 240 bis 740 Meter Durchmesser, aber für die Helligkeit am Himmel ist auch die Koma wichtig, die bisher kaum in Erscheinung tritt: Derzeit sagen Standard-Helligkeitsformeln mehr als 13,0 mag. für den Zeitraum 20. bis 24. März voraus, mit einem Maximum von 12,5 mag. am 22. März.

Die geometrischen Sichtbedingungen für den deutschsprachigen Raum sind dabei exzellent: Am Tag der Erdnähe, eben diesem 22. März, steht der Komet nach dem Ende der Abenddämmerung bereits ungefähr 60° hoch im Sternbild Löwe und kulminiert noch vor Mitternacht in rund 70° Höhe. Allerdings steht dann der Vollmond nur 38° vom Kometen entfernt, was die visuelle Beobachtung erheblich erschweren wird. Astrofotografisch lässt sich der vom Mond aufgehellte Himmel aber gut „wegrechnen“, wie Kometenfotografen schon oft bewiesen haben – wenn der Mond nicht gerade direkt in die Optik scheint. Trotzdem könnten die Folgetage mit nur ein paar Zehntel geringerer Kometenhelligkeit günstiger sein, denn der Mondabstand beträgt dann 47° bzw. 55° – und PANSTARRS steht im Großen Bären bzw. den Jagdhunden sogar über 80° hoch. Kurioserweise gelangt fast zur selben Zeit auch der Komet 252P/LINEAR in große Erdnähe, aus Europa allerdings unbeobachtbar. Schon früh war aufgefallen, dass die Bahn von 2016 BA14 – damals noch für einen Asteroiden gehalten – der von 252P recht ähnlich ist: Nun wo beide Objekte als Kometen fest stehen, ist ein gemeinsamer Ursprung noch wahrscheinlicher geworden.

Daniel Fischer

LINKS:

Zirkular zu P/2016 BA14: http://www.minorplanetcenter.net/mpec/K16/K16CJ2.html

Bahn und Erdnähen: http://ssd.jpl.nasa.gov/sbdb.cgi?sstr=2016%20BA14;cad=1

Vergleich der Bahnelemente PANSTARRS / LINEAR: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10153884198242380

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