Dem Mond hinter die Ohren schauen: Librationsgebiete

Der Mond mit deutlicher Libration am Abend des 17. Februar 2016. Screenshot des Programms Virtual Moon Atlas

Der Mond wendet dem irdischen Betrachter immer die gleiche Seite zu. Es ist das bekannte «Mondgesicht», das mal mehr, mal weniger von der Sonne beleuchtet, immer in Richtung Erde zeigt. Einfach gesagt dreht sich der Mond im Laufe einer Erdumrundung einmal um die eigene Achse, man spricht von einer gebundenen Rotation. Dennoch ist es über einen längeren Zeitraum hinweg betrachtet möglich, mehr als 50% der Mondoberfläche zu sehen. Grund hierfür ist die Libration des Mondes. Gemeint ist eine Taumelbewegung des Erdtrabanten, durch die insgesamt 59% der Mondoberfläche zugänglich sind, natürlich nie mehr als 50% zu einem bestimmten Zeitpunkt. Die Gegenden am Mondrand, die nur bei entsprechender Libration sichtbar werden, heißen Librationsgebiete. Eine dieser Regionen ist heute Abend besonders schön zu sehen.

Die Libration ist das Resultat mehrerer Effekte. Da gibt es die Libration in Länge. Dieser Effekt beträgt ±7,9°. Ursache hierfür ist die Kombination von gleichbleibender Rotation des Mondes um die eigene Achse und sich ändernder Geschwindigkeit entlang seiner elliptischen Bahn. Hinzu kommt eine Libration in Breite, eine Pendelbewegung in nord-südlicher Richtung. Eine kleinere Rolle spielt zusätzlich die unterschiedliche Position eines Beobachters auf der Erdoberfläche. Diese Effekte sind ausführlich im Buch «Der Moonhopper» beschrieben.

Heute Abend ergibt sich eine reizvolle Kombination. Der Mondglobus ist fast zeitgleich maximal nach Westen (um 7,25°) und Süden (um 5,5°) geneigt. Folglich sehen wir die Gebiete im Nordosten des Mondes, die zur Zeit passenderweise im Sonnenlicht liegen, besonders günstig. Im Teleskop und selbst mit Ferngäsern lohnt ein Blick auf das randnahe Mare Humboltianum (vgl. Karte L5 im Reiseatlas Mond). Das 230km durchmessende kleine Mondmeer liegt auf 57° nördlicher Breite und 81° östlicher Länge.

Die Libration des Mondes lässt sich mit geeigneter Software für jeden Beobachtungszeitpunkt darstellen. Das Bild oben wurde mit der kostenlosen Software Virual Moon Atlas erstellt. Der rote Pfeil zeigt jeweils das aktuell von der Libration begünstigte Gebiet an. Und jetzt ran an die Teleskope und viel Erfolg beim Blick «hinter die Ohren des Mondgesichts»!

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