Neuer Sonnensatellit verspricht IMAX aus dem All

Start des Solar Dynamics Observatory der NASA am 11. Februar auf einer Atlas V. [Pat Corkery/United Launch Alliance]
Start des Solar Dynamics Observatory der NASA am 11. Februar auf einer Atlas V. [Pat Corkery/United Launch Alliance]

Zu den Satelliten SOHO und STEREO A und B, die die Sonne rund um die Uhr mit zahlreichen Kameras (und anderen Instrumenten) überwachen, hat sich am 11. Februar ein weiterer NASA-Satellit gesellt – der abermals eine gewaltige Steigerung sowohl in Bildschärfe wie auch Bildrate verspricht. So darf man auf einen ununterbrochenen »Film« der gesamten Sonne mit einem neuen Bild in der Auflösung eines IMAX-Kinos mit 16 Megapixeln alle zehn Sekunden hoffen, und das in acht verschiedenen Farben, die Temperaturen von 6000K bis 15 Mio. K und damit unterschiedlichen Schichten der Sonne entsprechen.

Das sehen die Spezifikationen für dasjenige der drei Instrumente auf dem Solar Dynamics Observatory (SDO) vor, das die fotogensten Ergebnisse verspricht: Diese Atmospheric Imaging Assembly (AIA) deckt den Spektralbereich von 9nm bis 450nm – also weiches Röntgen- bis sichtbares Licht – ab, mit einer Schärfe von unter 1″ dank vier parallelen 20cm-Teleskopen. Um dieser Datenfülle überhaupt Herr zu werden, werden sich Mitarbeiter jeweils Zeitrafferfilme der vergangenen Stunden anschauen, um interessante Entwicklungen irgendwo auf der Sonnenoberfläche, in der Chromosphäre oder Korona herauszupicken, die dann Bild für Bild untersucht werden können. Die AIA-Bilder in voller Auflösung wird man auf speziellen Monitoreinrichtungen in Wissenschaftsmuseen genießen können, aber im Prinzip stehen sie jedem im Internet zur Verfügung. Weitere Instrumente auf dem SDO sind das EUV Variability Experiment (EVE) mit mehreren Spektrographen für extremes UV-Licht der gesamten Sonnenscheibe von 0,1nm bis 105nm (ohne Ortsauflösung aber auch wieder alle 10 Sekunden) und der Helioseismic and Vector Magnetic Imager (HMI), der mit einem 14cm-Teleskop und extrem engbandigen Filtern 16-Megapixel-Bilder der Sonnenscheibe mit 1″ Auflösung liefert. Aus ihnen können sowohl über den Dopplereffekt Oszillationen der Photosphäre als auch über den Zeeman-Effekt Magnetfelder abgeleitet werden können.

Insgesamt geht es darum, die Sonne als »Veränderlichen Stern« besser zu verstehen, wichtig letztlich für die Vorhersage von Effekten auf der Erde. In vielen Beziehungen dürfte SDO ein direkter Nachfolger des inzwischen 15 Jahre alten SOHO-Satelliten werden – und mit 150 Terabyte Daten am Tag auch die bei weitestem ergiebigste Wissenschaftsmission aller Zeiten. Mindestens fünf Jahre soll sie dauern (das ist in den 850 Mio.$ Gesamtkosten ebenso wie der Start enthalten), der Treibstoff an Bord würde aber für 10 Jahre reichen. Auch Deutschland hat 1,5 Mio. Euro in das SDO investiert: Am MPI für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau ist dafür ein eigenes Datenzentrum eingerichtet worden.

Daniel Fischer

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