Sonnenaktivität: zwei größere Protuberanzen binnen vier Tagen

Während des Aktivitätsmaximums unserer Sonne kaum der Rede wert, überraschen sie selbst den regelmäßigen Sonnenbeobachter in der Vorminimumszeit: größere, aufsteigende Protuberanzen. Waren diese in den letzten Monaten eher klein und bescheiden, weil die Stärke der lokalen Magnetfelder, auf denen sie ruhen, immer mehr abnimmt, so kann es auch immer wieder Ereignisse geben, in denen es zu regelrechten Ausbrüchen kommt. So geschehen am 20. und am 24. Februar 2017.

Im ersten Fall stieg hinter dem von der Erde aus sichtbaren östlichen Sonnenrand ein großer Protuberanzenbogen auf und erreichte eine Höhe von gut 250.000km. Einen Tag später erschien an gleicher Stelle das Aktivitätsgebiet mit der Nummer (1)2638 und sah relativ unspektakulär aus. Eine gleichmäßig strukturierter Fleck mit Penumbra, umgeben von ein paar kleineren Flecken, die von verschiedenen Beobachtern aufgrund der doch recht schrägen Lage gegenüber dem Sonnenäquator mal in eine, mal in zwei Gruppen aufgeteilt wurden.

Nur vier Tage später gab es ein fast identisches Ereignis auf der »anderen Seite« der Sonne: Hier stieg am 24. Februar im Nordwesten eine Protuberanz auf, die sehr filigran gezeichnet war, viele Verwirbelungen zeigte, aber nicht ganz so weit in den Weltraum hinausreichte. Auch war der Bogen deutlich lichtschwächer, zudem war er nicht mit einem im Weißlicht sichtbaren Aktivitätsgebiet verknüpft, wie man beispielsweise an Aufnahmen im Astrotreff sehen kann.

Kein ungewöhnliches Verhalten unserer Sonne

Dieses »Verhalten« der Sonne ist etwa drei Jahre vor dem für 2020 erwarteten Fleckenminimum gar nicht ungewöhnlich und schon früher aufgetreten, wird aber durch die heute Sternfreunden zur Verfügung stehenden Teleskopen und Kamerasystemen wesentlich häufiger und besser dokumentiert, als es früher möglich war. Und man kann die Dynamik der Sonnenaktivität in verschiedenen Wellenlängenbereichen selber visuell beobachten. Die klassische Methode ist die Beobachtung im Weißlicht, d.h. man schaut entweder durch ein mittels geeignetem Sonnenfilter am Objektiv geschütztes Teleskop direkt auf die Sonne oder lässt das Sonnenlicht durch dieses auf eine Projektionsfläche fallen. Bei ersterer muss man stets bedenken, dass man nie ungeschützt in die Sonne blicken darf, weil man sich sonst sein Augenlicht zerstört. Hier sieht man Flecken und am Rand Fackeln.

Im Hα-Licht, das aus der 2000km über der Photosphäre liegenden Chromosphäre stammt, beobachtet man hingegen mit speziellen Filtern, die auf diese Wellenlänge abgestimmt sind, z.B. mit kleinen Personal Solar Telescopes (PSTs) oder für größere Teleskope entwickelte Systeme. Hier erkennt man am Sonnenrand Protuberanzen und auf der Oberfläche Filamente – Protuberanzen, die aus Kontrastgründen hier dunkel erscheinen – und helle Flaregebiete. Je heller diese erscheinen, desto aktiver sind die verantwortlichen Magnetfelder und desto wahrscheinlicher sind Eruptionen.

In den beiden oben genannten aktuellen Beispielen handelte es sich allerdings um aufsteigende Protuberanzen, bei denen sich das lokale Magnetfeld auflöst und explosionsartig das auf den Magnetfeldlinien sitzende Plasma in den Weltraum hinaus schleudert. So ganz nebenbei bestätigte sich die alte Weisheit, dass selbst bei nur wenigen oder gar keinen Flecken im Weißlicht es im Hα-Licht immer etwas zu sehen gibt. Dazu braucht man sich im Internet nur die aktuellen Magnetogramme anzuschauen.

Eine »Gefahr« für die Erde bestand übrigens zu keinem Zeitpunkt: seitlich von der Sonne abgehende Eruptionen, auch mit koronalen Massenauswürfen, haben keine erdwärts gerichtete Strahlungskomponente. Ihre Teilchenschauer werden seitlich abgestrahlt und vermögen das irdische Magnetfeld nicht zu treffen.

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