Voller Sternbedeckungs-Erfolg bei Antiope

Noch nie wurde das Profil eines Doppel-Asteroiden derart präzise abgetastet, dank Scharen von Beobachtern, die am Morgen des 19. Juli die beiden Komponenten von (90) Antiope über einen hellen Stern hinwegziehen sahen: Die Lücken in ihren »Sehnen« zeichnen die Gestalt des auch wissenschaftlich hochinteressanten Objekts sauber nach. [IOTA]

Seit dem Jahr 2000 ist bekannt, das der Kleinplanet (90) Antiope in Wirklichkeit aus zwei in etwa gleich großen Objekten à 90km Durchmesser besteht, die einander in 170km Abstand alle 16,5 Stunden umkreisen: Aufnahmen mit früher Adaptiver Optik an 10m- und 8m-Teleskopen hatten die beiden klar getrennt. Die geringe Dichte der beiden Brocken, die sich nun zu 1,3g/cm3 bestimmen ließ, deutete auf regelrechte Schutthaufen hin, offenbar das Ergebnis einer gewaltigen Kollision, die mit der Entstehung der Asteroidenfamilie von Themis zusammen hängen dürfte. In einem Szenario ist das Antiope-Paar das Ergebnis der Kollision zweier Trümmer dieses ursprünglichen Asteroiden-Unfalls untereinander. Leider zeigten auch die besten direkten Aufnahmen immer nur zwei schemenhafte Körper nebeneinander: Umso größer war daher das Interesse, als das Paar am Morgen des 19. Juli den mit 7m vergleichsweise hellen Stern LQ Aquarii bedeckte und beide Schatten auf den Westen der USA fielen: Die International Occultation Timing Association stellte eine gewaltige Beobachtungskampagne auf die Beine, an der sich am Ende etliche Dutzend Beobachter beteiligten.

Dank stringenter Koordination wurden die kleinen Teleskope und Videokameras optimal und ohne unnütze Häufungen über die Schattenzonen verteilt, deren Verlauf diesmal nahezu perfekt berechnet worden war, und das Wetter spielte auch mit. Das Ergebnis war eine überwältigend detailreiche »Abstastung« der Profile beider Antiope-Hälften, wobei sich eine als besonders unrund erwies: Das könnte eine Spur der postulierten sekundären Kollision sein. Die genaue Analyse der diversen »Sehnen«, die die Beobachter über die Asteroiden gelegt hatten, wird sich aber noch hinziehen: Detaillierte Lichtkurven bestätigen zum einen, dass LQ Aquarii als roter M-Riese einen besonders großen Durchmesser hat, der für gedehnte Ein- und Austritte sorgte und berücksichtigt werden muss. Und zum anderen stellte sich heraus, dass er offenbar einen engen Begleiter besitzt, der ebenfalls bedeckt wurde: Jeder Beobachter hat gewissermaßen zwei leicht gegeneinander versetzte Sehnen gesehen, die bei ausreichend guten Lichtkurven getrennt ausgemessen werden können. Der Kampagne zur Antiope-Bedeckung vom 19. Juli ist schon jetzt ein besonderer Platz in den Annalen dieser ungewöhnlichen Art, Kleinkörper des Sonnensystems abzubilden, gewiss.

Daniel Fischer

IOTA-Auswertungen von Asteroiden-Bedeckungen:
www.asteroidoccultation.com/observations/Results
Ein detaillierter Bericht:
www.cosmicdiary.org/blogs/nasa/franck_marchis/?p=1117
Ein kleiner »Dokumentar-Film«:
www.youtube.com/watch?v=EMhPVk8JVM8

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