Unbekannte Begleitgalaxie der Milchstraße entdeckt

Der Reigen der die Milchstraße begleitenden Satellitengalaxien ist um ein weiteres Mitglied reicher. Knapp dreißig gesicherte, dazu noch einige ungesicherte Kandidaten, umfasst die Population der Zwerggalaxien, die mit der Milchstraße zusammen die Milchstraßenuntergruppe der sogenannten Lokalen Gruppe bilden. Die Lokale Gruppe ist die großräumige Ansammlung von Sterneninseln (ein Galaxienhaufen), der auch die Milchstraße angehört. Die Lokale Gruppe besitzt einen Durchmesser von 5 bis 8 Millionen Lichtjahren und nimmt damit etwa einen 100 Millionstel Teil des beobachtbaren Universums ein. Zusammen mit der, auf den Durchmesser bezogen, etwa doppelt so großen Andromedagalaxie bildet die Milchstraße den größten Vertreter innerhalb der Lokalen Gruppe.

Der typische Vertreter der Satellitengalaxien nimmt sich gegen solche Dimensionen geradezu unbedeutend aus, und erreicht Ausdehnungen von ca. 400 Lichtjahren (Pisces II), bis hin zu 3000 bzw.5000 Lichtjahren. Die in diesem Club der kleinen Leichtgewichte mit Abstand mächtigsten Gefährten der Milchstraße sind die den Bewohnern der südlichem Hemisphäre bestens bekannten Große und Kleine Magellansche Wolke (GMW/KMW) mit 25000 respektive 15000 Lichtjahren Durchmesser.

Eines der intensiv diskutierten Mysterien im Zusammenhang mit den Satellitengalaxien ist ihre viel zu geringe Anzahl an bekannten Vertretern.  Das Problem der fehlenden Zwerggalaxien hängt unmittelbar mit einer Vorhersage eines Modells zusammen, welches als „Kaltes Dunklematerie Modell“ Bezeichnung findet. Es beschreibt wie sich im Universum Strukturen gebildet und entwickelt haben. Eine seiner Kernaussagen lautet, dass große Materieansammlungen wie die Milchstraße von einem Schwarm von Hunderten kleinerer Zwerggalaxien umgeben sein sollten. Um 2010 waren allerdings erst einige Dutzend bekannt und selbst heute ist man noch sehr weit von der postulierten Anzahl entfernt.

Die Lokale Gruppe mit den wichtigsten Begleitern der Milchstraße und Andromedagalaxie
Die Lokale Gruppe mit den wichtigsten Begleitern der Milchstraße und Andromedagalaxie [ESO]
Immerhin eine weitere Begleitgalaxie lässt sich nunmehr der Liste hinzufügen und sie nimmt mit immerhin 7000 Lichtjahren Ausdehnung überraschende Ausmaße an. Die „Crater 2“ getaufte Sterneninsel liegt in ca. 390000 Lichtjahren Entfernung von uns im unscheinbaren Sternbild Becher (lateinisch Crater) südlich des Himmelsäquators und weist eine eher sphäroide Form auf. Ihr Halblichtradius liegt bei 3600 Lichtjahren, was bedeutet, dass die Galaxie innerhalb dieses Radius die Hälfte ihrer Leuchtkraft einbüßt. Crater 2 ist damit eines der am schwächsten leuchtenden Himmelsobjekte, die jemals entdeckt wurde, auch, wenn sie etwa 160000 Mal so viel Licht wie unsere Sonne emittiert.

Warum Crater 2 erst jetzt entdeckt werden konnte, hat aber weniger mit ihrer Leuchtstärke, respektive –schwäche zu tun. Die bezogen auf den Durchmesser immerhin zu den Top 5 der Begleitgalaxien zählende Neuentdeckung liegt schlichtweg ziemlich ungünstig am Himmel: Sie verschwindet gleichsam vor dem Hintergrund des Sternengewimmel der Milchstraße. Crater 2 ist vermutlich nicht alleine. In unmittelbarer Nähe befinden sich vier weitere, erst kürzlich entdeckte Objekte. Ein Kugelsternhaufen und drei weitere Zwerggalaxien im Sternbild Löwe. Sie alle könnten Teil einer Gruppe sein, die gerade dabei ist, in die Milchstraße zu stürzen und in ihr aufzugehen.

Lars-C. Depka

Originalarbeit

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