Seltene Sternbedeckung durch Jupitermond Himalia zu Pfingsten

Abb. 1: Cassini-Bild des Jupitermond Himalia. Durch eine Sternbedeckung zu Pfingsten hoffen Astronomen, mehr über die Form des Mondes zu erfahren. [NASA/JPL/University of Arizona]

In der Nacht vom 20. auf den 21. Mai 2018 findet gegen 00:18 MESZ eine sehr seltene Sternbedeckung durch den Jupitermond Himalia statt, die von Europa aus zu beobachten sein wird. Der 1904 entdeckte Mond hat einen Durchmesser von rund 170 Kilometern und umkreist den Gasplaneten in etwa elf Millionen Kilometern Entfernung auf einer retrograden Bahn.

Unbekannter Mond Himalia

Über Himalia weiß man vergleichsweise wenig: Im Dezember 2000 flog die Raumsonde Cassini auf ihrem Weg zum Saturn in einem Abstand von mehr als vier Millionen Kilometern an dem Trabanten vorüber. Auf den dabei entstandenen Aufnahmen deckt Himalia allerdings nur wenige Pixel ab. Die Forscher schlossen aus den Bildern auf eine irreguläre Form des Mondes. Seine geringe Albedo lässt vermuten, dass es sich um einen von Jupiter eingefangenen Asteroiden des Typs C handelt. Man geht zudem von einer Umlaufdauer um die eigene Achse von etwas weniger als acht Stunden aus. Für eine Umkreisung des Jupiter benötigt Himalia rund 250 Tage.

Sternbedeckung aus Gaia-Daten ermittelt

Mit der Sternbedeckung am 20. Mai besteht nun die große Chance, mehr über die unregelmäßige Form des Jupitermonds zu erfahren und seine Größe genauer zu bestimmen. Felipe Braga-Ribas und Bruno Sicardy vom Lucky-Star-Projekt haben die Bedeckung mit Daten aus dem neuen DR2 Katalog von Gaia und den neuesten Ephemeridendaten der Himalia berechnet. Der Stern TYC 6168-00860-1 hat eine visuelle Magnitude von 10^m,7 bei einem Farbindex von 1,1. Jupiter ist zum Bedeckungszeitpunkt fast 24 Bogenminuten vom Zielstern entfernt und seine enorme Helligkeit stellt somit kein Problem für die Beobachtung dar. Eine Bedeckungsdauer von maximal 8,8 Sekunden wird erwartet. Die kombinierte Helligkeit von Mond und Stern (10^m,3) wird um mehr als 4^m auf 15^m – die Helligkeit der Himalia – im Falle einer Bedeckung abnehmen. Für einen Beobachter in Berlin steht der Stern ca. 22 Grad über dem südlichen Horizont.

Abb. 2: UPDATE der Pfadkarte vom 19. Mai: Pfadkarte basierend auf der Berechnung des Teams RIO-TNO. Die dunkelgrünen Linien stellen die Pfadgrenzen da, die blau gestrichelten die 1-Sigma-Fehlergrenzen. [Karte: Oliver Klös, IOTA/ES, Daten: Felipe Braga-Ribas, RIO-TNO]

Der Bedeckungspfad

Der *Pfad verläuft in Europa über Rumänien, Moldawien, Ukraine, Ungarn, Slowakei, Polen, Tschechien, Deutschland, Dänemark, Schweden und Norwegen. Leider streift der Bedeckungspfad nach der Pfadberechnung vom 13. Mai nur den Nordosten Deutschlands. Hier findet die Bedeckung gegen 0:18 MESZ statt. Dabei ist der Nordosten Berlins gerade innerhalb der westlichen Pfadgrenze, der Westen der Hauptstadt innerhalb der 1-Sigma-Zone. In der 1-Sigma-Zone findet irgendwo mit einer Wahrscheinlichkeit von 68 Prozent die Bedeckung statt. Beobachter in dieser Zone sollten besonders auf etwaige Neuberechnungen achten und auf jeden Fall beobachten. Reale Bedeckungspfade haben gegenüber der Vorhersage oft zumindest eine leichte Verschiebung.
Die IOTA/ES (International Occultation Timing Association – European Section) hat eine spezielle Webseite in englischer Sprache zu diesem Ereignis eingerichtet. Hier werden auch die neuesten Vorhersagen präsentiert. Bei dieser Beobachtung wird genauso verfahren wie bei jeder anderen Sternbedeckung durch einen Asteroiden auch. Daher sind die Anleitungen für Asteroidenbedeckungen auch hier gültig. Video-Beobachtungen mit hochgenauem Zeitsignal sind besonders erwünscht.
Weitere Hinweise zur Beobachtung und der Form der Meldung finden sich auf der Website der IOTA/ES. In der aktuellen Ausgabe von »Abenteuer Astronomie« gibt es zudem einen ausführlichen Artikel über die Beobachtung von Sternbedeckungen durch den Mond und durch Asteroiden. Oliver Klös

*UPDATE vom 19. Mai: Basierend auf der erfolgreich beobachteten Bedeckung durch Himalia in den USA am 12. Mai, ergibt sich nun eine Pfadverschiebung von ca. 188 km in Richtung Norden. Damit verläuft die westliche Pfadgrenze nun auf einer Linie von Stettin und Stralsund. Die neue Karte sehen Sie oben!

Hinweis der Redaktion: der vollständige Artikel über die Beobachtung von Sternbedeckungen durch den Mond und durch Asteroiden ist auch als 5-seitiger-Pdf-Download im Oculum-Shop erhältlich.

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