Norddeutsches Astrofotografentreffen in Hannover

Während der ersten Pause wurde eine der beiden Beobachtungskuppeln zur Besichtigung geöffnet. Manfred Holl
Versammlung auf der Beobachtungsplattform der Volkssternwarte Hannover. Manfred Holl
Versammlung auf der Beobachtungsplattform der Volkssternwarte Hannover. Manfred Holl

Einmal pro Halbjahr treffen sich Norddeutschlands Astrofotografen, um sich auszutauschen und neueste astrofotografische Ergebnisse vorzustellen. Am 21. November 2015 war die Volkssternwarte Hannover der Ausrichter, die Programmgestaltung wie immer anarchisch, denn die Sternfreundinnen und Sternfreunde brachten ihre Themen selbst mit und schrieben sie auf eine Tafel, wobei die Vorträge lediglich in zeitlicher Reihenfolge verändert wurden.

Dieses Mal reichten sie von Deepsky-Aufnahmen mit und ohne Filter, Polarlichtern, eigenen Projekten bis zum erzwungenen Umzug der Lübecker Sternwarte aufgrund des Abrisses der Schule, in der sie bisher noch untergebracht ist. Viele Teilnehmer hatten ihre Aufnahmen zu beeindruckenden Filmen mit musikalischer Untermalung zusammengefasst, etwa zu aktuellen Polarlichtern und den Leuchtenden Nachtwolken der vergangenen Saison.

Bei norddeutschen Sternfreunden scheint sich ein neuer, aber durchaus sinnvoller Trend zu entwickeln: immer mehr Fotografen gehen dazu über, statt viele Objekte in einer Nacht nur eines oder zwei aufzunehmen und die Aufnahmen später zu kombinieren. Dass dies auch gut mit älteren Aufnahmen geht, konnten gleich mehrere Vortragende etwa anhand achtstündiger Fotografien von M27, einer 21-stündigen Belichtung von NGC 7331 oder einem Bild von NGC 7822 belegen, das binnen vier Wochen über 37 Stunden hinweg entstand. Kombiniert man dies dann noch mit Hα-, O[III]- oder SII-Filteraufnahmen, kommen dabei Ergebnisse heraus, die Einblicke ermöglichen, die selbst bei Profiastronomen vor dem Zeitalter des Hubble-Space-Teleskops undenkbar waren. Dazu gehört auch die noch in den Kinderschuhen steckende Entwicklung, einfach die Aufnahmen vieler Sternfreunde aufzuaddieren. Hier ist allerdings noch viel Bearbeitungstechnik und Verarbeitungszeit auf den Rechnern vonnöten.

Die Bandbreite norddeutscher Astrofotografen offenbarte sich auch bei zwei anderen Projekten: Hartwig Lüthen schilderte, wie man zwei ISS-Transits vor der Sonne nacheinander auf ein Bild bekommt und man es schafft, daraus ein APOD (Astronomy Picture of the Day) zu machen. Michael Theusner stellte die von ihm erdachte spektrographische Polarlichtwarnliste vor. Mittels Selbstbauspektrographen und DSLR werden regelmäßig Spektren des Nordhimmels gezogen und fließen in ein fünfstufiges Warnsystem ein. Ein neuartiger Filter gegen Lichtverschmutzung (Hoya Didym Red Edhancer Intensifier) verbessert dabei nicht nur Astroaufnahmen aus lichtverseuchten Städten, er lässt sich auch bei seinem Warnsystem gut einsetzen.

In Lübeck muss eine gut funktionierende Sternwarte in der Johannes-Kepler-Schule zunächst einem Bauprojekt von Einzelhäusern am Rande eines Naturschutzgebietes weichen. Zwei Schulen werden zusammengelegt und am neuen Standort ist kein Platz mehr für die Sternfreunde. Es gibt allerdings nach dem letzten Stand des Bebauungsplanes eine Alternativmöglichkeit, deren Details jedoch noch ausgelotet werden müssen und daher noch nicht öffentlich gemacht werden können. Daher wird der Arbeitskreis Sternwarte Lübeck e.V. das NAFT im Frühjahr 2016 als letztes am alten Standort ausrichten. Der genaue Termin ist noch nicht festgelegt.

Manfred Holl

Zwei ISS-Vorübergänge vor der Sonne am 22.08.2015:
apod.nasa.gov/apod/ap150912.html
Hoya Didym-Filter:
hoyafilter.com/hoya/products/coloredfilters/redenhancerintensifier/
Spektrographisches Polarlichtwarnsystem:
theusner.eu/terra/aurora/auroramonitor.php

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