Nein, hier bricht kein Mars-Vulkan aus …

Eine auffällige Wolkenschleppe ziert bereits sein einem Monat den Mars-Vulkan Arsia Mons auf Bildern der Mini-Kamera VMC auf dem europäischen Mars-Orbiter Mars Express, so wie hier am 22. Oktober - aber aktiv geworden ist der Vulkan nicht. [ESA - European Space Agency]

Eine Miniaturkamera auf dem europäischen Mars-Orbiter Mars Express beobachtet bereits seit September eine auffällige Wolkenschleppe, die am Vulkan Arsia Mons in der Tharsis-Region zu hängen scheint – und im Internet bereits zu Spekulationen über einen Ausbruch führt. Keine Spur, haben übereinstimmend mehrere Marsforscher gegenüber Abenteuer Astronomie erklärt: Hier ist normale – aber spannende – Meteorologie am Werk.

Und das Phänomen ist bereits seit einem Jahrzehnt bekannt: Auch 2009, 2011 und 2015 wurden auffällige weiße Wolken aus Wassereis am Arsia Mons beobachtet, der wegen seiner Höhe und Position auf dem Mars offenbar besonders gerne ihre Kondensation auslöst. Orographische Wolken wird dieses Phänomen genannt, das hier 2015 der indische Marsorbiter MOM auch im Detail aufnehmen konnte, als es allerdings nicht so ausgeprägt war wie jetzt. Fast das ganze Marsjahr hindurch kann es an dieser Stelle eintreten, erklärt Agustín Sánchez-Lavega von der Universidad Pais Vasco. Aber nach dem großem Staubsturm auf dem Planeten in den vergangenen Monaten hat sich seine Atmosphäre möglicherweise so verändert, dass der Effekt nun besonders gut funktioniert. Und die Mini-Kamera VMC auf dem europäischen Mars Express, von der zur Zeit die häufigsten und klarsten Bilder stammen, hat gerade einen besonders guten Blickwinkel, während der Sonnenstand für idealen Kontrast sorgt. Andere Kameras im Orbit sehen die Arsia-Schleppe aber ebenfalls, und die hochauflösenden Kamera HRSC auf dem Mars Express hat sie auch gerade aufgenommen, wie Ernst Hauber vom DLR-Institut für Planetenforschung mitteilt.

Die Wolke am 16. Oktober – und nur der Arsia Mons ist betroffen, die anderen beiden Tharsis-Vulkane Pavonis Mons und Ascraeus Mons „rechts“ daneben machen nicht mit. In Wirklichkeit liegt Arsia Mons 9° südlich des Mars-Äquators, während sich die anderen beiden auf dem Äquator bzw. nördlich davon befinden: Das dürfte eine wesentliche Rolle spielen. [ESA]
Dass diesmal keine orografische Wolke vorliegt sondern der Arsia Mons tatsächlich ausgebrochen ist, kann jedenfalls ausgeschlossen werden: Dann würde sich die Chemie der Marsatmosphäre erheblich verändern, die diversen zur Zeit aktiven Marsmissionen verschiedener Akteure hätten das bemerkt – und die größte Sensation der Marsforschung bisher wäre längst strahlend verkündet worden. Und genau das ist nicht passiert, konstatiert Eldar Noe Dobrea vom Planetary Science Institute: Der Mars blieb leider inaktiv, auch wenn Spuren vulkanischer Aktivität bis in die jüngste Vergangenheit auf der Marsoberfläche durchaus vorhanden sind. Noe Dobrea und seine Kollegen sind trotzdem aufgeregt: Es fällt schließlich auf, dass sich keiner der anderen – ähnlich hohen – Tharsis-Vulkane in der Nähe eine auch nur entfernt vergleichbare Wolkenschleppe zugelegt hat. Die Ursache dürften die Luftströmungen in der Marsatmosphäre sein, die den orografischen Kondensationseffekt just in der Breitenlage des Arsia Mons stark begünstigen. Aber das will noch im Detail modelliert werden, und die aktuell so ausgeprägte Wolkenbildung wie auch das in den letzten Tagen gewachsene öffentliche Interesse daran haben die Forscher angesport.

LINKS:

Die Bilder der VMC: https://www.flickr.com/photos/esa_marswebcam
Ausführliche Diskussion schon 2009: https://www.slideshare.net/esaops/2-july-2009-arsia-mons-cloud-observed-by-the-mexvmc-instrument-1752209
Ein MOM-Bild von 2015: http://www.planetary.org/multimedia/space-images/mars/arsia-mons-and-cloud-mars.html

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