Merkurs Neben-Abendsichtbarkeit

Merkur am Abend Juni 2018
Merkurs "Neben-Abendsichtbarkeit" im Juni/Juli 2018, Sonne 6° unter dem Horizont. Grafik: Abenteuer Astronomie / J. Scholten

Merkur, der innerste Planet des Sonnensystems, zeigte sich bereits im März am Abendhimmel. Im letzten Junidrittel taucht er erneut in der Abenddämmerung auf. Dieses zweite Gastspiel nach Sonnenuntergang ist allerdings jahreszeitlich bedingt eher eine »Neben-Abendsichtbarkeit«.

Merkur ist auf dem Weg zu seinem östlichen Maximalabstand zur Sonne, den er am 12. Juli erreichen wird. Dann wird er der Sonne 26° am Himmel vorauseilen, aber auch einige Grad südlicher am Himmel stehen: Die Sonne befindet sich dann in den Zwillingen, Merkur schon im Krebs. Er steht für 50° nördliche Breiten nach Sonnenuntergang nur noch knapp über dem Horizont, der vergleichsweise große Vorsprung zur Sonne kann – anders als im Frühjahr – nicht in Höhe umgesetzt werden. Mehr Chancen bieten sich zum Beginn seiner Abendvorstellung, zumal Merkur da heller ist.

Gutes Timing ist gefragt!

Bei dieser eher knappen Sichtbarkeit ist neben einem freien Horizont und klarer Sicht die richtige Zeit entscheidend für den Beobachtungserfolg. Am 20. Juni um 22:08 MESZ steht die Sonne für 10° Ost und 50° Nord 5° unter dem Horizont, Merkur 5° darüber, Blickrichtung Nordwesten. Sie brauchen zur Beobachtung ein Fernglas. Da der Götterbote an diesem Tag immerhin -0Magnitude7 hell ist, können Sie ihn mit optischer Hilfe sogar kurz vor dem Ende der bürgerlichen Dämmerung erwischen. In den folgenden Tagen werden die Beobachtungsbedingungen nur leicht besser, bis sie sich Anfang Juli für nördliche Breiten wieder verschlechtern. Der Abendstern Venus ist diesmal, anders als im März, als Aufsuchhilfe nur bedingt hilfreich. Merkur steht rund 20° südwestlich, also rechts unterhalb seines strahlenden Nachbarplaneten.

Neben-Abendsichtbarkeit wird zur Galashow

Im Vergleich von Jahr zu Jahr treten die abendlichen Erscheinungen Merkurs rund einen halben Monat früher ein. Merkurs Neben-Abendsichtbarkeit rückt also langsam dem ersten Halbjahr entgegen, in dem sich der scheue Planet besser am Abendhimmel in Szene setzen kann. Merkur erreicht in diesem Jahr am 12. Juli seinen größten Winkelabstand zur Sonne, 2019 schon am 23. Juni. In der zweiten Juniwoche 2019 wird er nördlicher als die Sonne am Himmel stehen und erst gut anderthalb Stunden nach ihr untergehen. 2020 ist er Ende Mai (dann übrigens gemeinsam mit Venus) sogar noch besser zu sehen. Aus der bescheidenen Zweitsichtbarkeit ist dann eine gute Abendvorstellung geworden, zumal die Frühjahrs- Hauptsichtbarkeit dann bereits auf Anfang Februar »nach vorne gerutscht« ist. Wann gelingt es Ihnen, Merkur erstmals während seiner Sommervorstellung in der Abenddämmerung zu sehen? Teilen Sie Ihre Beobachtung mit anderen Astronomiefans auf unserer Facebookseite! Vielen Dank und viel Glück bei Ihrer Merkursuche!

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