
Die erste wissenschaftliche Arbeit zu einem erstaunlichen Leuchtphänomen in der Hochatmosphäre, das kürzlich kanadische Amateurastronomen entdeckten, ist endlich erschienen: Sie gibt ihm zwar mit „Strong Thermal Emission Velocity Enhancement“ (STEVE) einen offiziellen Namen und erklärt es für ausgesprochen bedeutsam – aber wie es eigentlich funktioniert, das bleibt weiter zu erforschen. Wobei sich erneut Amateurastronomen verdient machen können.
Ziemlich klar ist inzwischen der Katalog der Eigenschaften, die einen STEVE ausmachen: ein relativ dünner Bogen in Ost-West-Richtung, auf Fotos rosa bis lila, manchmal von einem „Jägerzaun“ aus kurzen grünen Strahlen begleitet. Er tritt nur auf, wenn auch starke normale Aurora vorhanden ist (was aber keinesfalls umgekehrt gilt), und ist dann ihr gegenüber 4 bis 10 Grad Richtung Äquator versetzt. Und das Phänomen gibt es offenbar nur von März bis September, dann eher vor Mitternacht und nur 20 Minuten bis eine Stunde lang. Die entscheidende Information, die bisher fehlt, ist das Spektrum des lila Leuchtens (um das sich aber bereits Amateurbeobachter bemühen): Es ist völlig unklar, welche Atome oder Moleküle der Luft hier angeregt werden. Ausgerechnet normale digitale Fotokameras sehen das Licht jedenfalls besonders gut, während wissenschaftliche Aurora-Kameras kaum STEVE-empfindlich sind: Just die klassischen Aurora-Emissionslinien fehlen mithin, andere Chemie ist am Werke. Im Nachhinein wurden allerdings schwache STEVE-Spuren auf zahlreichen älteren Aufnahmen entdeckt: Wirklich selten ist das bis vor wenigen Jahren schlicht übersehene Phänomen nicht.

LINKS:
Originalarbeit: http://advances.sciencemag.org/content/4/3/eaaq0030.full
NASA Release: https://www.nasa.gov/feature/goddard/2018/mystery-of-purple-lights-in-sky-solved-with-help-from-citizen-scientists
Hintergrund: http://www.sciencemag.org/news/2018/03/there-s-new-aurora-subpolar-skies-its-name-steve
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