Manche Exoplaneten bald mit klangvollen Eigennamen?

Die ersten 786 Exoplaneten und unser Planetensystem im selben Maßstab. Exoplaneten gibt es genug, wie diese Visualisierung (deren dargestellte Durchmesser oft nur Schätzungen sind) andeutet – ob und wie sie mit klangvollen Namen versehen werden könnten, ist eine ganz andere Frage. [xkcd, unter CC2.5-Lizenz]

»51 Pegasi«, »Corot-7b« oder nun (s.o.) »Kepler-62e«: Schon diese simplen Katalognummern lösen bei Kennern der Exoplanetenforschung aufregende Assoziationen aus, nämlich vom ersten zweifelsfrei entdeckten Planeten eines anderen Hauptreihensterns als der Sonne, dem ersten vermutlich felsigen Exoplaneten und dem vielleicht »erdähnlichsten« bis heute. Aber würde die breite Öffentlichkeit mit diesen – und tausenden anderen mehr oder weniger sicher nachgewiesenen – fernen Welten, deren aufwendige Suche sie schließlich bezahlt, nicht eine innigere Beziehung pflegen, wenn sie »richtige« Namen hätten, wie sie schließlich auch jedem winzigen Kleinplaneten zustehen? Leider sind viele – gerade auch besonders interessante – fremde Planeten nur »teilweise« entdeckt: Oftmals ist ihre schiere Existenz nicht restlos sicher, und meist fehlen über ihre physikalischen Eigenschaften entscheidende Informationen wie eine genaue Masse, geschweige denn über ihre Beschaffenheit und direkt abbilden lässt sich praktisch keiner. Aus diesem Grund hat es bislang auch weder seitens der Planetenentdecker noch der Internationalen Astronomischen Union (IAU), deren Regeln für Namensfragen im Kosmos weithin Anwendung finden, nennenswerte Schritte hin zu einem System der Planetentaufe gegeben – doch das ändert sich jetzt.

Bis diesen Herbst möchte die für Exoplaneten zuständige IAU-Kommission 53 nach sorgfältiger Überlegung ein Schema präsentieren, bei dem – wie der Autor erfahren hat – den eigentlichen Entdeckern der fernen Welten eine ähnlich zentrale Rolle wie bei den Kleinplaneten zuteil werden dürfte. Die Regeln für die Namensvergabe sollen dabei von Anfang an so stabil sein, dass peinliche Überraschungen aller Art vermieden werden. Ganz sicher fernhalten wird man sich von einer gelinde gesagt umstrittenen amerikanischen Firma, bei der neuerdings Exoplanetennamen gewissermaßen »gekauft« werden können, auch wenn neuerdings nur noch von einer »Adoption« die Rede ist (und auch »bis zur Hälfte« des Profits in Forschungsförderung abfließen soll). Exakt 994,99 US-$ kostet derzeit ein Planet, nämlich 4,99$ für die »Nominierung« plus 1000 Stimmen à 0,99$ dafür, die aber alle gleich selbst abgegeben werden können. Bevor dieses teure Internetspielchen entsprechend geändert wurde, hatte schon jemand den (keineswegs sicher existierenden) Alpha Centauri Bb auf genau letztere Weise für 742,50$ »erworben« und nach seinem verstorbenen Großvater »benannt«. Welches Verfahren auch immer die IAU einführen mag, um einzelnen Exoplaneten zu allgemein akzeptierten Namen zu verhelfen: Noch ungeeigneter kann es schwerlich sein.

Daniel Fischer

IAU-Plan für Namensgebung:
www.iau.org/public/naming/#exoplanets
IAU-Pressemitteilung zu Planeten-Kommerz:
www.iau.org/public_press/news/detail/iau1301
Hintergrund:
cosmiclog.nbcnews.com/_news/2013/04/23/17879795-scientists-go-with-peoples-choice-for-pluto-moons-vulcan-cerberus

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