Lovejoy: Abtritt mit 40°-Schweif

Komet Lovejoy am Ende seiner besten Woche, aufgenommen am Morgen des 24. Dezember 2011 im australischen New South Wales – da reichten noch 25 Sekunden bei Blende 2,2 und ISO 1600, um alle Details seiner hellen Schweife fest zu halten. [Vello Tabur]

Die zwei Wochen währende Erscheinung des – zumindest nach Einschätzung aller, die ihn von der südlichen Hemisphäre aus genießen konnten – »Großen Kometen« Lovejoy ist kurz nach dem Jahreswechsel zu ihrem Ende gekommen: Zum einen stört nun wieder der Mond, vor allem aber hat die Flächenhelligkeit des Staubschweifs dramatisch abgenommen. Nur noch an sehr dunklem Himmel war er Anfang Januar mit bloßem Auge zu erkennen gewesen, mit etwas Lichtverschmutzung schon gar nicht mehr, und nur noch auf lang belichteten Weitwinkelaufnahmen war Lovejoy weiterhin eine stattliche Erscheinung: Die Sichtgeometrie führt dazu, dass die Länge des blassen Schweifs sogar noch zugenommen hat und zuletzt bei etwa 40° lag. Bis zur Monatsmitte könnten es sogar noch 50° bis 60° werden, doch es wird trickreicher Fototechniken aus der Deep-Sky-Fotografie bedürfen, um dies nachzuweisen. Während sie die Pracht des Lovejoy-Schweifs entfaltete, mit der besten Sicht kurz vor Weihnachten, war die Helligkeit der Kometen-Koma auf 5m zurück gegangen, und Lovejoy erschien vielen Beobachtern schlicht kopflos.

Eine Kondensation in der Koma, die auf einen noch aktiven (oder überhaupt noch existenten) Kern hinweisen würde, war auch mit professionellen Teleskopen bis 19m hinab nicht auszumachen, dagegen ein mysteriöser dichterer Balken im vorderen Teil des Schweifs, der urplötzlich aufgetaucht war und sich seither hält. Und noch rätseln die Kometenexperten auch, wie es der relativ kleine Kometenkern überhaupt geschafft haben konnte, die Hitze nur 150000km über der Sonnenoberfläche auszuhalten. Ein frisches Bruchstück des großen Mutterkörpers der Kreutz-Kometen könne es nicht gewesen sein, wird allgemein vermutet, eher ein Stück, das bereits mindestens einen Sonnenumlauf hinter sich und vom letzten Mal eine schützende Kruste zurück behalten hatte. Deren Aufbrechen kurz nach dem Perihel könnte auch erklären, wieso Lovejoy – entgegen allen Erwartungen – danach zunächst wesentlich aktiver war als davor. Und auch, wie er seine schon Nachrufe verfassenden Verfolger hatte täuschen können: Die angenommene Kruste ließ vor dem Perihel nur eine geringe Aktivität zu, weshalb sich der vermutlich mindestens 500m große Kern wie ein – dem sicheren Untergang geweihter – 100m-Brocken verhielt. Der Fall Lovejoy wird sicher noch einige Echos in der Fachliteratur produzieren.

Daniel Fischer

Ausgewählte australische Bilder:
asv.org.au/lovejoy.php
Aufnahmen von Rob McNaught:
msowww.anu.edu.au/~rmn/C2011W3.htm
Stand Anfang 2012:
astrobob.areavoices.com/2012/01/03/comet-lovejoys-fading-glory

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