Legt Europas Riesenteleskop die US-Konkurrenz trocken?

Künstlerische Darstellungen der drei ersten optischen Riesenteleskope, an denen seit vielen Jahren geplant wird: Wieviele davon wohl in den 2020er Jahren tatsächlich stehen werden? GMT = Giant Magellan Telescope, 25m; TMT = Thirty Meter Telescope, 30m, E-ELT = European Extremely Large Telescope, 39m. [Giant Magellan Telescope/Thirty Meter Telescope/ESO]

Vielleicht werden in gut zehn Jahren drei optische Riesenteleskope mit 25m bis 39m großen Hauptspiegeln auf hohen Bergen stehen, vielleicht aber auch nicht: Noch sind weder die amerikanischen Projekte Giant Magellan Telescope (25m) und Thirty Meter Telescope (30m) noch das European Extremely Large Telescope (39m) vollständig finanziert. Aber die Europäer haben augenscheinlich den besseren Plan: Zwei Drittel der Baukosten von rund 1,1 Mrd. Euro sind bereits sicher, und der ESO-Rat wird vermutlich nächsten Monat grünes Licht für erste konkrete Baumaßnahmen in Chile geben, das der Europäischen Südsternwarte kürzlich schon mal das Grundstück schenkte. Eine Möglichkeit, die Differenz aufzubringen, wäre – neben größeren Jahresbeiträgen der bestehenden Mitglieder – der Einstieg weiterer Länder in das Projekt, das erst durch den ESO-Beitritt Brasiliens und dessen üppigen Eintrittspreis richtig in Fahrt gekommen war.

Es haben tatsächlich schon einige weitere Länder bei der ESO angeklopft und sich nach den Möglichkeiten einer Mitgliedschaft erkundigt: neben Polen und Russland auch Kanada (derzeit beim TMT dabei) und Australien (ein GMT-Partner). Das GMT- und das TMT-Konsortium befinden sich derweil in harter Konkurrenz, denn obwohl beide durchaus substanzielle Privatmittel eintreiben konnten und insgesamt sieben große US-Universitäten hinter sich wissen, sind sie doch auf großzügige Finanzierung durch die öffentliche Hand angewiesen. Und da eine Zwangsfusion der technisch zu verschiedenen Projekte ausgeschlossen ist, muss sich die zuständige National Science Foundation für einen der Kandidaten entscheiden. Sie kann ihn wegen eines Rückstaus anderer Projekte selbst dann erst ab 2020 fördern: Dann könnte das E-ELT schon fast fertig sein, wenn es im März 2012 endgültig grünes Licht geben sollte. Dass internationale Partner dann lieber bei den Europäern anheuern würden, wäre nachzuvollziehen.

Daniel Fischer

Der Status Quo:
www.nature.com/news/2011/111102/full/479018a.html
Das Grundstück:
www.eso.org/public/germany/news/eso1139
Der E-ELT-Plan:
www.oculum.de/newsletter/astro/100/30/9/139.tm0fi.asp#6

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