Kobolde für die ISS und für Amateurastronomen

Red Sprites über Nord- und Mittelamerika am 10. August, aufgenommen von einem Besatzungsmitglied der ISS (Expedition 44; traditionell wird der Fotograf nicht beim Namen genannt) mit einer DSLR-Kamera und 28mm-Weitwinkelobjektiv in knapp drei Minuten Abstand: Hoch über zwei Gewittern sind jeweils auffällig die roten Entlandungen zu sehen. [NASA-JSC]

Zwei Nachtaufnahmen der Erde aus der Internationalen Raumstation haben einem erstaunlichen Phänomen der irdischen Hochatmosphäre zu neuer Popularität verholfen, denn so gut wurden »Red Sprites« wohl noch nie aus der Erdumlaufbahn fotografiert. Diese »roten Kobolde« sind ein Wetterphänomen, eine Art Blitz, der bei einem Gewitter oberhalb der Wolkenschicht bis in eine Höhe von über 100 Kilometern ausschlägt. Amateurastronomen beobachten Sprites inzwischen recht häufig mit empfindlichen Video- oder DSLR-Kameras, auch aus Deutschland gab es diesen Sommer wieder Erfolge. Obwohl erst seit 1989 unter systematischer Beobachtung, scheint inzwischen sicher, dass praktisch jedes größere Gewitter mit Sprites einher geht. Wichtig ist ein schräger Blick in möglichst flachem Winkel auf ein weit entferntes Gewitter, so dass die kurzen roten Leuchterscheinungen darüber auffallen. Automatische Meteorkameras erfassen Sprites in machen Weltregionen recht häufig, aber die ISS-Bilder fallen durch besondere Klarheit auf.

Am 10. August flog die Raumstation gerade über New Mexico hinweg, als einem Crewmitglied das erste spektakuläre Bild gelang (Abb.1): Neben dem Mond schießen mehrere Sprites über einem Gewitter in die Höhe. Trotz 2200km Entfernung sind die enormen elektrischen Entladungen bestens zu sehen, die nicht mit großer Hitze einher gehen wie gewöhnliche Blitze. Vielmehr sind sie ein kaltes Plasmaphänomen und leuchten eher wie eine Neonröhre. Drei Minuten später war die ISS schon über Mexiko, und abermals kam ein prächtiger Schuss zustande (Abb. 2): Diesmal war ein Gewitter über El Salvador nur 1200km entfernt, und die typische Form der Sprites – unten filigran, oben ein großer Kopf – ist deutlich zu erkennen. Und wenn man genau hinschaut, ist auf dem zweiten Bild links neben den Sprites noch schwach etwas anders zu erkennen: ein sogenannter Troll. Dieses sekundäre Leuchtphänomen tritt gelegentlich in der Folge von Sprites auf, wenn diese die Elektrizität der Hochatmosphäre hinreichend durcheinander gebracht haben.

Daniel Fischer

Aktuelle Sprite-Galerie:
spaceweathergallery.com/index.php?title=sprite
Beobachtung in Deutschland:
forum.meteoros.de/viewtopic.php?f=2&t=55747&p=203968#p203968/
Sprites und die ISS:
blogs.esa.int/iriss/2015/08/3

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*