Jupiters Impakt-Fleck entwickelt sich

Der Impakt-Fleck auf dem Jupiter am 23. Juli, 4 bis 5 Tage alt: Die neue Hubble-Kamera WFC3 zeigt ihn hier im sichtbaren Licht und in natürlichen Farben; atmosphärische Strömungen haben die dunkle Wolke bereits deutlich zerzaust. [NASA, ESA, H. Hammel and the Jupiter Comet Impact Team]
Der Impakt-Fleck auf dem Jupiter am 23. Juli, 4 bis 5 Tage alt: Die neue Hubble-Kamera WFC3 zeigt ihn hier im sichtbaren Licht und in natürlichen Farben; atmosphärische Strömungen haben die dunkle Wolke bereits deutlich zerzaust. [NASA, ESA, H. Hammel and the Jupiter Comet Impact Team]
Auch in der zweiten Woche nach dem Überraschungs-Impakt auf dem Jupiter ist die dabei entstandene dunkle Wolke noch ein auffälliges Objekt — aber die Windströmungen der oberen Planetenatmosphäre haben sie immer mehr in die Länge gezogen, und Ende Juli schien sie im Begriff zu sein, sich in zwei Komponenten zu spalten.

Damit macht sich das Phänomen bereits für die Planetenforschung nützlich, denn es gibt keinen anderen Weg, die Dynamik dieser Schichten von Jupiter zu studieren, wo sich normalerweise keine erkennbaren Strukturen aufhalten. Die Serie von Impakten der Trümmer von Komet D/1993 F2 (Shoemaker-Levy 9) alias SL-9, die vor 15 Jahren den Planeten mit einem Band dunkler Wolken umgürtet hatten, hatte entsprechend die Planetenforschung in Aufruhr versetzt — und nun wiederholt sich das Schauspiel, wenn auch allem Anschein nach nur mit einem einzigen Impakt und ohne jede Vorwarnung. »Geeicht« an den Spuren von 1994 dürfte das eingeschlagene Objekt nur ein paar hundert Meter groß gewesen sein, was auch erklärt, weshalb es vorher nicht entdeckt worden war. Vorwürfe an die astronomische Gemeinde, sie hätte wohl geschlafen, sind also verfehlt, war das Objekt doch vorher schwächer als 26. Größe! Auch SL-9 hatte sich Jahrzehnte lang unentdeckt in der Nähe des Jupiter aufgehalten und war überhaupt nur sichtbar geworden, nachdem es den Kern zerrissen hatte und viel Staub freigesetzt wurde.

Jupiters Impaktfleck am 22. Juli im mittleren Infraroten aufgenommen mit dem Gemini-Nord-Teleskop: ein Falschfarbenbild von 8,7 bis 9,7 µm Wellenlänge. Hier erscheint die Wolke hell vor einem dunkleren Planeten, ein Indiz sowohl für ihre große Höhe wie auch eine noch erhöhte Temperatur. [Imke de Pater, Heidi Hammel, Travis Rector & Gemini/AURA]
Jupiters Impaktfleck am 22. Juli im mittleren Infraroten aufgenommen mit dem Gemini-Nord-Teleskop: ein Falschfarbenbild von 8,7 bis 9,7 µm Wellenlänge. Hier erscheint die Wolke hell vor einem dunkleren Planeten, ein Indiz sowohl für ihre große Höhe wie auch eine noch erhöhte Temperatur. [Imke de Pater, Heidi Hammel, Travis Rector & Gemini/AURA]
Auch die Umstände der Entdeckung des Impakts sind nicht zu kritisieren, im Gegenteil: Erfahrene Amateurastronomen überwachen die Planeten inzwischen so systematisch, dass sich quasi eine Arbeitsteilung eingestellt hat und sie als Augen der Profis fungieren — und die rasante Reaktion der Fachastronomie auf die Entdeckung Anthony Wesleys zeigt, wie eingespielt dieses inoffizielle Netzwerk inzwischen ist.

Schon in den ersten Tagen nach dem Impakt waren Großteleskope von bis zu 10 Metern auf den Impaktfleck gerichtet, schon vier Tage nach der Entdeckung auch das Hubble Space Telescope mit seiner neuen Kamera WFC3, der trotz laufender Inbetriebnahme die schärfsten Bilder im sichtbaren Licht gelangen. Der Impaktfleck, so zeigt sich, gleicht bis ins Detail den Spuren der Shoemaker-Levy-9-Fragmente, womit auch das mangels Vorwarnung verpasste Szenario dasselbe gewesen sein dürfte. Das Impaktor — ein Komet, ein Asteroid oder etwas aus dem Jupitersystem, das wird sich vielleicht nie klären lassen — drang in die Atmosphäre ein, explodierte, eine heiße Blase aus Jupiter- wie Impaktor-Material stieg auf und senkte sich anschließend auf die obere Jupiteratmosphäre. Die ersten IR-Beobachtungen zeigten noch die Restwärme dieses Rücksturzes (und lieferten Hinweise auf erhöhtes Ammoniakvorkommen, wie nach den SL-9-Impakten): Hier erscheint die Wolke hell, weil sie im Sonnenlicht über der absorbierenden Jupiteratmosphäre liegt, während sie im sichtbaren Licht fast so dunkel wie ein Mondschatten erscheint: Und das bereits in einem kleinen Fernrohr.

Daniel Fischer

Aktuelle Erkenntnisse: planets.ucf.edu/resources/jupiter-impact
Seite des Entdeckers: jupiter.samba.org/jupiter-impact.html
Bild vom 28. Juli: www.spaceweather.com/archive.php?view=1&day=29&month=07&year=2009

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