Hubble für alle: jedes Jahr eine Jupiter-Gesamtkarte

Die sonderbaren Wellen im NEB Jupiters, auf einer Aufnahme im Ultravioletten besonders deutlich: Die Wellenberge sind markiert, der Auslöser des Phänomens – das auch die Erdatmosphäre kennt – ist weniger klar. [Simon et al.]
Gesamtkarte Jupiters aus dem OPAL-Programm des Hubble Space Telescope aus WFC3-Aufnahmen von 3:00 bis 13:30 MEZ am 19. Januar 2015. Als Filter für dieses Bild in fast echten Farben wurden V (631nm), OIII (502nm) und U (395nm) verwendet. [NASA, ESA, A. Simon (GSFC), M. Wong (UC Berkeley), and G. Orton (JPL-Caltech)]
Gesamtkarte Jupiters aus dem OPAL-Programm des Hubble Space Telescope aus WFC3-Aufnahmen von 3:00 bis 13:30 MEZ am 19. Januar 2015. Als Filter für dieses Bild in fast echten Farben wurden V (631nm), OIII (502nm) und U (395nm) verwendet. [NASA, ESA, A. Simon (GSFC), M. Wong (UC Berkeley), and G. Orton (JPL-Caltech)]

Zwar geht es dem vor gut 25 Jahren gestarteten Hubble Weltraumteleskop auch über sechs Jahre nach dem definitiv letzten Astronautenbesuch immer noch gut, aber das Ende des überaus erfolgreichen Programms wird unausweichlich kommen. Um aus den letzten Missionjahren das Beste zu machen, wird derzeit viel der kostbaren Beobachtungszeit in so genannte Legacy-Programme gesteckt: Riesige Datensätze zu bestimmten Himmelsobjekten werden eingefahren und der astronomischen Öffentlichkeit rascher als sonst üblich zur Verfügung gestellt. Das meiste spielt sich zwar in den Tiefen des Kosmos ab, aber da gibt es auch die »Hubble 2020: Outer Planet Atmospheres Legacy« oder OPAL: Jedes Jahr wird mit der besten Hubble-Kamera WFC3 von jedem der äußeren Planeten eine Gesamtkarte erstellt. Die ersten OPAL-Karten des Jupiter liegen nun vor, inklusive einer ersten Auswertung im Vergleich mit Raumsonden-Beobachtungen vergangener Jahrzehnte. Damit haben Amateurastronomen nun eine Art Referenz für den Vergleich mit eigenen Beobachtungen, denn trotz aller Bildverarbeitungsmagie sieht Hubble immer noch ein wenig schärfer.

Die OPAL-Beobachtungen fanden am 19. Januar 2015 statt, als Hubble durch zahlreiche verschiedene Farbfilter zwei komplette Jupiter-Rotationen verfolgte: Ein Pixel entsprach ungefähr 1/25 Bogensekunde. Erste Erkenntnis: Gegenüber den Voyagers und Cassini haben sich die Windgeschwindigkeiten in den verschiedenen Jupiter-Breiten praktisch nicht verändert. Das Schrumpfen des Großen Roten Flecks – der auffällig orange erschien – geht weiter, mit derzeit 1/5° pro Jahr, knapp 14° in Länge und 10° in Breite war der Sturm im Januar noch groß. Eine früher vor allem im Violetten auffällige Kernregion ist jedoch völlig verschwunden, dafür gibt es dort nun Wolkenfilamente in Spiralform. Die interessanteste Entdeckung ist allerdings ein kleinskaliges Wellenmuster im nördlichen Äquatorband, in einer Breite 16° Nord mit besonders starker Windscherung: Die Physik hinter dem Phänomen (das nur ein Voyager schwach sah und seither niemand mehr) ist noch reichlich unklar. So spektakulär die Hubble-Gesamtkarten Jupiters sind: Es sind doch nur Schnappschüsse des Wetter- und Klimageschehens auf einem dynamischen Planeten. Mögen sie die besten Amateurbeobachter motivieren, die Bildschärfe auf die Spitze zu treiben und die Lücke bis zur nächsten OPAL-Beobachtung mit weiteren Zeitschritten zu füllen.

Daniel Fischer

Das Archiv:
archive.stsci.edu/prepds/opal/
Originalarbeit und Pressemitteilung:
spacetelescope.org/news/heic1522/
Rotations-Animation:
youtube.com/watch?v=3afE

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