Sie ist derzeit mühelos mit Hilfe eines geeigneten Sonnenfilters mit entsprechend hoher Lichtdämpfung – z.B. einer Sonnenfinsternisbrille – mit bloßem Auge zu sehen: die Aktive Region mit der NOAA-Nummer 12192. Im Fernrohr zeigt sie sich von Tag zu Tag stark veränderlich mit zahlreichen Lichtbrücken versehen und einem geradezu bizarren Aussehen.
Am 18.10.2014 erstmals am Ostrand der Sonne aufgetaucht, machte sie sich gleich am 19.10. um 5:03 UT durch einen X1.1-Flare sowie 11 C-Flares bemerkbar. Dem folgten allein am 20.10. zwölf C- und fünf M-, am 21. acht C- und vier M-Flares und am 22. bis zum Nachmittag 4 C- und 2 M-Flares.
Was man angesichts der hohen Zahl der Ereignisse und der schieren Größe der Gruppe erwarten würde, blieb bislang aus: Sie produzierte bis zum Redaktionsschluss keinen einzigen Koronalen Massenauswurf (CME), der einen verdichteten Teilchenstrom hätte zur Erde schicken und hier für Polarlichter auch in unseren mitteleuropäischen Breiten sorgen können. Das war denn offenbar auch so beim zweiten X-Flare (X1.67) aus dieser Gruppe, der am 22.10. um 14:28 UT auftrat, für vier Minuten einen 200 sfu-Tenflare erzeugte, aber offenbar – so ließen erste Daten vermuten – wieder keinen CME im Gepäck hatte.
Bislang hat sich kein klassischer Sonnensturm entwickelt, wie man ihn eigentlich erwarten würde. Selbst der solare Radiofluss auf der 10,7-cm-Wellenlänge ist augenblicklich nur leicht erhöht und die geomagnetische Aktivität eher moderat als hochaktiv zu bezeichnen.
Unterdessen nahm die Gesamtfläche der Gruppe von 1560 Millionstel Hemisphären (MH) am 20.10. auf 2180MH am 21.10 und 2410MH am 22.10. zu, womit sie die größte Fleckengruppe im laufenden 24. Sonnenfleckenzyklus ist und einen Durchmesser von mehr als 140000km aufweist, also annähernd Jupiterausmaße erreicht! Der bisherige »Rekordhalter« im laufenden Zyklus war die AR 11967 am 5. Februar 2014, die 1580MH erreicht hatte. Sie ist sogar die größte Fleckengruppe seit 24 Jahren: Am 18.11.1990 überdeckte die AR 6368 eine Fläche von 3080MH.
Der Amateurastronom Andreas Viertel hatte nach der Fadenkreuz-Durchlaufmethode an einem 50mm/540mm- bzw. einem 63mm/840mm-Refraktor am 19. Oktober eine Gesamtlänge der Penumbra von 117000km berechnet, wobei die Umbra allein 27000km durchmaß, während er einen Tag später schon auf 130000km bei der Penumbra kam, aus Witterungsgründen jedoch keine weiteren Messungen anstellen konnte.
Es wird abzuwarten sein, wie sich die Gruppe weiter entwickelt; die NOAA gibt gegenwärtig nur eine 20%-Chance für einen X-Flare an. Wenn es in den kommenden Tagen keinen Koronalen Massenauswurf aus dieser Gruppe gibt, wofür einiges spricht, können Polarlichter wieder nur in den höheren Breiten beobachtet werden. Man kennt ähnliches schon von den anderen großen Gruppen des aktuellen Zyklus, dessen flaches Maximum nach derzeit aktuellen Angaben wohl im November 2013 durchschritten wurde.
Manfred Holl
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