Galaxien-»Archäologie« zwischen Andromeda und Triangulum

Die Sterndichte rund um die Galaxien M 31 und M 33, basierend auf der »Pan-Andromeda Archaeological Survey« mit dem 3,6-m-Teleskop CFHT auf Hawaii: Die Farben codieren die Anzahl von Red-Giant-Branch-Sternen der Galaxien pro Fläche, der Ausschnitt zeigt die Umgebung der Andromeda-Galaxie in höherer Auflösung. Zwerggalaxien fallen als Verdichtungen auf und sind mit römischen Zahlen gekennzeichnet, andere Substrukturen der Sterndichte mit eingekreisten Zahlen. [McConnachie et al.]
Die Sterndichte rund um die Galaxien M 31 und M 33, basierend auf der »Pan-Andromeda Archaeological Survey« mit dem 3,6-m-Teleskop CFHT auf Hawaii: Die Farben codieren die Anzahl von Red-Giant-Branch-Sternen der Galaxien pro Fläche, der Ausschnitt zeigt die Umgebung der Andromeda-Galaxie in höherer Auflösung. Zwerggalaxien fallen als Verdichtungen auf und sind mit römischen Zahlen gekennzeichnet, andere Substrukturen der Sterndichte mit eingekreisten Zahlen. [McConnachie et al.]
»Pan-Andromeda Archaeological Survey« oder PAndAS nennt ein internationales Astronomenteam eine große Himmelsdurchmusterung rund um die Andromeda-Galaxie mit dem Canada-France-Hawaii Telescope (3,6 Meter, Mauna Kea), die einmal 300 Quadratgrad umfassen soll: Archäologie deshalb, weil noch fernab der bekannten Spiralstruktur von Messier 31 Sterne zu finden sind, die aus der Galaxie stammen aber bei Wechselwirkungen in der Vergangenheit herausgerissen wurden — und damit gleichzeitig Aufschluss über eben diese vergangenen Prozesse geben. 220 Quadratgrad sind inzwischen abgesucht, und tatsächlich sind überall im Feld Sterne zu finden, deren Helligkeiten und Farben zu Roten Riesen in der Entfernung der Galaxie passen — und noch 10- bis 100-mal weiter von ihrem Zentrum entfernt sind, als ihre gut sichtbare Scheibe reicht. Diese Sterne — wie auch eine Menge Substrukturen in ihrer Verteilung — sind höchstwahrscheinlich Überreste von Zwerggalaxien, die die Andromeda-Galaxie im Laufe ihrer Entwicklung durch ihr Gezeitenfeld zerrissen und verschluckt hat. Einige der Sternstrukturen waren schon bekannt, neu sind aber Ausläufer der Nachbargalaxie M 33 im Triangulum — die vermutlich bei einer früheren Annäherung an M 31 entstanden sind.

Die Bahnen der beiden Nachbarn der Milchstraße umeinander sind nur ungenau bekannt, aber nach einer besonders plausiblen geschah dies vor 2 ½ Milliarden Jahren: Bis auf 130000 Lichtjahre kamen sich die beiden Galaxien demnach nahe und eine Menge Sterne wurden aus der kleineren M 33 herausgerissen. Zwei Milliarden Jahre in der Zukunft werden sich M 33 und M 31 erneut begegnen, wobei dann die Triangel-Galaxie von Andromeda vereinnahmt werden könnte. Eine weitere Jahrmilliarde später mag es dann auch zur Verschmelzung von Milchstraße und Andromeda-Galaxie kommen, für »uns« ein dramatischer Vorgang, im Kosmos mit seiner hierarchischen Galaxienentwicklung — die das PAndAS-Bild zu bestätigen scheint — aber etwas ganz normales. Die große Durchmusterung hat auch schon zwei weitere Zwerggalaxien zutage gefördert, die And XXI und And XXII getauft wurden. Erstere ist mit —10M Absoluthelligkeit insgesamt recht hell, hat aber eine geringe Flächenhelligkeit und wurde daher bislang übersehen: eine Warnung, dass noch so mancher substanzielle Zwerg unentdeckt geblieben sein mag. And XXII ist zwar per se unbedeutend, liegt aber andererseits zumindest in Projektion so nahe an M 33, dass dies der erste nachgewiesene Zwerg in der Nachbarschaft der Triangel-Galaxie sei könnte.

Daniel Fischer

Queen’s University Pressemitteilung: qnc.queensu.ca/story_loader.php?id=4a9fe99f5488e
Artikel von Physics World: physicsworld.com/cws/article/news/40301
Veröffentlichung zu den neuen Zwergen: arxiv.org/abs/0909.0399

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