Forschung bei der großen Sonnenfinsternis: tolle Daten, aber noch kaum Resultate

Der Kernschatten des Mondes auf den USA, gesehen aus der Stratosphäre am 21. August von einem von dutzenden Ballons. [Montana Space Grant Consortium]

Ja, was wissen Sie denn nun, was Sie vor der Sonnenfinsternis nicht wussten – und bedeutet das irgendwas? Eine freche Reporterfrage auf einer Pressekonferenz zu ersten wissenschaftlichen Ergebnissen von der totalen Sonnenfinsternis im August während des Fall Meetings der American Geophysical Society in New Orleans heute, aber gerechtfertigt: Denn dort konnte zwar der Erfolg vieler Beobachtungsprogramme konstatiert werden, aber die Auswertung vieler der gesammelten und zum Teil völlig neuartigen Daten – beispielsweise von hochauflösenden Nah-Infrarot-Aufnahmen der Korona aus NASA-Flugzeugen – hat noch nicht einmal begonnen.

Ein Beispielbild aus dem Anderthalb-Stunden-Korona-Video des Projekts Citizen CATE: links ein HDR-Komposit, rechts dasselbe Bild extrem verarbeitet, um Strukturen heraus zu kitzeln. [Citizen CATE Experiment 2017 Team]
Immerhin schon etwas vorzuzeigen hat das Projekt Cititen CATE, für das 68 identische Refraktoren und Kameras entlang des gesamten Totalitätsstreifens aufgestellt worden waren: 61 davon konnten Resultate liefern, so dass aus 83 der 93 möglichen Minuten Korona-Aufnahmen vorliegen – 45000 davon insgesamt. Die werden derzeit identisch verarbeitet und montiert, so dass ein fast lückenloser Film von Veränderungen in der Korona entsteht: Erste Kostproben demonstrieren bereits, wie sich an einigen Stellen großräumige Strukturen verschieben, eine Folge des sich verändernden Magnetfelds der Sonne. Citizen CATE war clever organisiert: Die Teleskope wurden von Freiwilligen-Gruppen betreut, die zwar ein intensives Training über sich ergehen lassen mussten – aber zur Belohnung durften sie am Schluss die gesamte Technik behalten.

Der Kernschatten auf der Erde (Süden mal oben) gesehen von der EPIC-Kamera auf dem Satelliten DSCOVR: links die Helligkeit als 3D-Balken-Diagramm umgesetzt; die Erde insgesamt wurde um 9,6% dunkler. [GSFC/UMBC/JCET/Jay Herman]
Viele Forschungsprojekte hatten sich mit den Auswirkungen der – verglichen mit dem normalen Tag/Nacht-Rhythmus – quasi abrupt verschwindenden und wiederkehrenden Sonnenstrahlung auf die Erde beschäftigt. So maß der 1,5 Mio. km ‚vor‘ der Erde geparkte Satellit DSCOVR, dass die Erde insgesamt um knapp 10% dunkler wurde, während der Kernschatten über die Scheibe zog (diese Zahl direkt gemessen gab es von keiner früheren Finsternis). Sonst schwankt die Erdhelligkeit um selten mehr als 1%. Andere Messungen betrafen Veränderungen der Ionosphäre durch den kurzen Ausfall der solaren UV-Strahlung, und Auswirkungen auf die Atmosphäre wurden von einer ganzen Flotte von 55 Stratosphären-Ballons gemessen, die mit kleinen Kameras auch Live-Bilder des Kernschattens unter sich lieferten (ein Standbild oben). Das kurioseste Experiment, das auf der Pressekonferenz – ohne Ergebnisse – diskutiert wurde, war ebenfalls auf einigen der Ballons geflogen: Proben von Bakterien, die in der Stratosphäre ähnliche Bedingungen wie auf dem Mars erlebten. Der atmosphärische Druck dort ist ohnehin ähnlich wie an der Marsoberfläche – und während der Finsternis auch die Intensität des Sonnenlichts.

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