Zwei grundverschiedene Vorstellungen gibt es über den Mechanismus, der für die Sternexplosionen des Typs Ia verantwortlich ist: In einem Szenario wird ein Weißer Zwerg so lange mit Materie von einem normalen Sternbegleiter gefüttert, bis er die kritische Chandrasekhar-Grenze von 1,39 Sonnenmassen überschreitet, kollabiert und durch ungezügelte Kernfusion zu immer schwereren Elementen explodiert. Alternativ könnten aber auch zwei Weiße Zwerge miteinander verschmelzen und so die Massengrenze überschreiten: Während man im ersteren Bild während der Massenakkretion vom Begleiter eine Röntgenquelle erwarten würde, wäre das System im zweiten bis zur Fusion der Weißen Zwerge weitgehend unauffällig. Da die Ia-Supernovae als extrem grelle Standardkerzen – die Explosionen sind fast immer gleich hell – eine Schlüsselrolle in der Kosmologie spielen, sorgt die Unkenntnis über ihre genaue Physik für Unbehagen. Aber nun scheint es zum ersten Mal gelungen zu sein, das Vorgängersystem einer Ia-Supernova in alten Röntgendaten aufzuspüren. Es handelt sich um die Supernova 2007on in NGC 1404, die im vergangenen November 13m erreichte bzw. eine (eher geringe) Absoluthelligkeit von –18,5M: Am Ort der späteren Explosion ist auf Hubble-Aufnahmen nichts bis zu –4,5M hinab zu entdecken, doch Bilder des Röntgensatelliten Chandra zeigen eine schwache, aber eindeutige Quelle, die mit der Position übereinstimmt. Das passt gut zum Szenario der langsamen Akkretion, bei dem der Weiße Zwerg im Optischen nicht heller als –1M bis –2M aber zugleich zu einer substanziellen superweichen Röntgenquelle würde. Die Entdeckung beweist aber nicht, dass die Alternative nicht doch für einen Teil der Ia-Supernovae verantwortlich sein könnte – zumal man zu wenig superweiche Röntgenquellen findet, um die heutige Ia-Supernovarate erklären zu können. Ein weiteres Rätsel ist auch, dass die SN 2007on in einer Galaxie ausbrach, deren alte Sternpopulation mit über 4 Mrd. Jahren eigentlich keine akkretierenden Systeme mehr erwarten lassen würde.
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