Erstes VELVET-System im Planetarium Wolfsburg eröffnet

Die letzten Minuten vor der Premiere: Ralf Hasse von Zeiss und der wissenschaftliche Leiter des Wolfsburger Planetariums, Wilhelm Martin, vor einem der sechs VELVET-Projektoren, der noch nicht in einem Gehäuse verschwunden ist. [Daniel Fischer]
Die letzten Minuten vor der Premiere: Ralf Hasse von Zeiss und der wissenschaftliche Leiter des Wolfsburger Planetariums, Wilhelm Martin, vor einem der sechs VELVET-Projektoren, der noch nicht in einem Gehäuse verschwunden ist. [Daniel Fischer]

Seit einer Woche kann sich Wolfsburg im Osten Niedersachsens rühmen, das modernste Hybrid-Planetarium der Welt zu besitzen: Gemeint sind gemeinsam gesteuerte Projektionssysteme, die einen klassischen optomechanischen Projektor – der nadelscharfe Sterne auf die Kuppel projiziert – mit Videotechnik für alle andere Effekte kombinieren, die zur Abrundung der kosmischen Illusion benötigt werden. Reine Videosterne können trotz aller Fortschritte bei weitem noch nicht die Schärfe und den Realismus der »klassischen« Sterne erreichen, die aber geraden den eigentlichen Reiz eines Planetariums ausmachen (sollten): Wer es sich leisten kann, kombiniert solch einen Sternprojektor mit aufwändiger Videoprojektion. Gemischte Systeme werden schon seit Jahren angeboten, insbesondere von einem Hersteller in Japan – aber was am 12. März in Wolfsburg der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, gab es in dieser Kombination noch nie: Erstmals sind sechs Projektoren des neuartigen VELVET-Systems von Carl Zeiss im Einsatz, die (dank bis heute nicht öffentlich gemachter technischer Fortschritte) über eine außerordentliche Kontrastleistung verfügen.

Wenn die projizierten Zusatzeffekte wie Planetenbahnen und -oberflächen oder Raumsonden nicht zu viel der Kuppel ausfüllen, bleibt der restliche künstliche Himmel perfekt schwarz: Alle früheren Videoprojektoren (mit Ausnahme veralteter Röhrensysteme) zeigen immer eine graue Fläche, wo eigentlich schwarz sein sollte – sehr störend in Kombination mit den klassischen Sternen. Diese werden inWolfsburg von einem Starmaster-Projektor erzeugt, bei dem Glasfasern zwischen Birne und Stern für besonderen Glanz sorgen, und der seit 1996 seinen Dienst tut. Der wissenschaftliche Leiter Wilhelm Martin betont gegenüber interstellarum, dass der Starmaster auch in der neuen Ära eine wesentliche Rolle spielen wird: eine ganz andere Strategie, als sie viele – und gerade neu eingerichtete – Planetarien fahren, die sich ganz auf die unscharfen Videosterne verlassen. In Deutschland ist so etwas jedoch verpönt: Schon am 4. Mai öffnet in Bochum das erste Großplanetarium der Welt, das eine noch leistungsstärkere VELVET-Variante (acht Projektoren mit doppelter Lichtstärke) mit einem ebenfalls glasfaserbestückten Universarium vereinigt. Und auch an der Wilhelm-Foerster-Sternwarte in Berlin hat man schon VELVETs geordert – die es übrigens fürs Heimkino noch nicht gibt: Elektronik wie Optik sind für die Projektion in Kuppeln optimiert, wozu neben Planetarien vor allem Flugsimulatoren gehören.

Daniel Fischer

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