Erdgroßer Exoplanet mit 8,5 Stunden Umlaufzeit

Transits des Planeten von KIC 8435766 (große Einbrüche der Gesamthelligkeit) und wie er hinter seiner Sonne verschwindet (unten vergrößert). Die kleine Grafik zeigt die geometrischen Verhältnisse; die gestrichelte Linie ist seine Umlaufbahn. [Sanchis-Ojeda et al.]

Die Entdeckung eines Exoplaneten mit einem Durchmesser von ungefähr dem der Erde ist heute keine Sensation mehr. In den Sternlichtkurven des – derzeit lahmgelegten – Fotometriesatelliten Kepler sind schon einige Transits derartiger Planeten aufgespürt worden. Eine »zweite Erde«, die diesen Titel wirklich verdienen würde – ähnlicher Durchmesser und ähnliche Umlaufszeit bei einem sonnenähnlichen Stern – war bisher noch nicht darunter, dafür aber erdgroße Welten in einer Vielzahl unterschiedlicher Situationen in ihren Planetensystemen. Ein besonders krasses Beispiel ist nun publik geworden: Der Planet des späten G-Sterns KIC 8435766 hat 1,1 ± 0,2 Erddurchmesser – bei einer Umlaufsperiode von nur 8,5 Stunden! Mit 11,m5 ist der Stern für Kepler-Verhältnisse angenehm hell, was die Messung einer präzisen Lichtkurve ermöglicht: Nicht nur ist klar zu erkennen, wie der Planet vor seiner Sonne herzieht, sondern auch der leichte Abfall der Gesamthelligkeit des Systems, wenn der Planet hinter ihr verschwindet.

Der Planet trägt also zur Gesamtstrahlung spürbar bei: Sein Licht wird als Mischung aus Reflektiertem des Sterns und eigener Emission interpretiert, denn seine Tagseite sollte in dem winzigen Sternabstand eine Temperatur von 2300K bis 3100K (ca. 2000°C – 2800°C) erreichen! Gleichzeitig im Transit und als eigene Lichtquelle gesehen zu werden, ist bei derart kleinen Planeten eine Rarität: Bisher war dies überhaupt nur bei Kepler-10b gelungen, aber dieser Planet ist größer, das Signal jedoch verrauschter. Noch lässt sich nicht abschätzen, ob die Bedeckungen von KIC 8435766b durch den Stern auch mit Teleskopen vom Erdboden aus zu sehen sein könnten. Dann ließen sich verschiedene Filter einsetzen und aus Spektren direkte Erkenntnisse über seine Oberfläche oder Atmosphäre gewinnen – allein die Hoffnung darauf würde nach Ansicht seiner Entdecker »eine große Investition an Teleskopzeit« rechtfertigen. Und sie haben – mit einer neuen Analysetechnik der Kepler-Lichtkurven – bereits eine Reihe weiterer Kandidaten für extrem sternnahe Miniplaneten gefunden, mit Perioden bis zu rekordverdächtigen 4 Stunden.

Daniel Fischer

Originalarbeit:
arxiv.org/abs/1305.4180

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