Ein Achtzöller als Massen-Weltraumteleskop

Montage eines Prototyps – aber in voller Größe – eines Arkyd-Satelliten. [Planetary Resources]

Knapp 900000 US$ haben fast 10000 Enthusiasten innerhalb von zwei Wochen eingezahlt: Damit dürfte feststehen, dass das ungewöhnlichste astronomische Teleskop der Raumfahrtgeschichte tatsächlich gebaut und vielleicht schon in zwei Jahren gestartet wird – aber was es können wird und ob sich damit überhaupt sinnvolle (Amateur-)Astronomie betreiben lassen wird, steht auf einem anderen Blatt. Der Minisatellit Arkyd ist gewissermaßen ein Abfallprodukt einer ganzen Serie von nahezu baugleichen Weltraumteleskopen, mit denen die 2012 gegründete US-Firma Planetary Resources nach speziellen erdnahen Kleinplaneten suchen will, die sich für einen späteren kommerziellen Abbau eignen könnten. Wenn binnen eines Monats eine Million Dollar zusammen kämen, so wurde nun am 29. Mai überraschend verkündet, werde man einen dieser Satelliten zu einem öffentlichen Weltraumteleskop umbauen und es 2015 in einen niedrigen Orbit bringen: Je nach getätigter Investition stehen dann viel Beobachtungszeit und andere Leistungen zur Verfügung.

Ob es sich dabei nur um einen – fraglos gelungenen – Werbegag für das futuristische Unternehmen handelt oder ob Planetary Resources tatsächlich etwas für die Bildung auf der Welt tun will, wie die Firma betont, sei dahin gestellt: Der Satellit wird offensichtlich Realität und damit auch einem weit ambitionierteren deutschen Projekt eines größeren öffentlichen Weltraumteleskops zuvorkommen. Über seine technischen Daten ist allerdings nur wenig bekannt: Das Teleskop soll 200mm Durchmesser haben, 1″ Auflösung erreichen, durch verschiedene Filter einen Wellenlängenbereich von 200nm bis 1,1µm abdecken und mit einer großen CCD-Kamera versehen sein. Über kritische Details wie die Qualität der Lageregelung schweigt man sich – auch auf direkte Nachfrage hin – aus, aber es gibt zu denken, dass man diese im Falle von 2 Mio. US$ Spenden noch deutlich verbessern würde, womit sich der Satellit dann sogar für die Exoplanetensuche eignen werde. Was er auf jeden Fall kann, ist mit einer Minikamera einen Bildschirm vor dem Hintergrund der Erde aufzunehmen, auf dem ein zuvor hoch gefunktes Bild des Kunden zu sehen ist: Ab 25$ ist man schon dabei.

Daniel Fischer

Pressemitteilung von Planetary Resources:
www.planetaryresources.com/2013/05/planetary-resources-announces-worlds-first-crowdfunded-space-telescope-campaign
Hintergrund:
www.thespacereview.com/article/2306/1
Deutsches Projekt:
www.publictelescope.org

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