Ziemlich genau zehn Jahre sind vergangen, seit die Universität Göttingen mit großzügiger Förderung der Krupp-Stiftung ein Projekt begann, wie es in Deutschland noch nie versucht wurde: Auf einer texanischen Großsternwarte sollte ein komplett ferngesteuertes 1,2-Meter-Teleskop errichtet werden, dessen Beobachtungszeit sich die Gastgeber, die Göttinger Astronomen und deutsche Schulen teilen.
Viele Hürden mussten genommen werden, und immer wieder kam es kurz vor der geplanten Premiere zu Rückschlägen. Aber als das MONET-Projekt (was für »Monitoring Network of Telescopes« steht) nun am Vormittag des 14. Februar in einer Schule in Essen zum ersten Mal der künftigen »Kundschaft« demonstriert wurde, funktionierte alles wie am Schnürchen, auch das Wetter auf dem — noch dunklen — McDonald Observatory spielte mit, und die mit den Jahren immer weiter optimierte Benutzeroberfläche erwies sich als ausgesprochen bequem. Ohne jedes Vorwissen konnten Teilnehmer der Veranstaltung ein paar Himmelsobjekte anfahren und mit der fest installierten Kamera mit Filterrad aufnehmen, während gleichzeitig das Teleskop im Mondschein auf einer Webcam zu beobachten war. Auch die Auswertung der FITS-Files, die MONET auf einem öffentlichen Server deponiert, ist mit der aus dem Medizinsektor adaptierten — und kostenlosen — Java-Software ImageJ ein Kinderspiel. Rund 20 Lehrer arbeiten sich schon seit Jahren in Hard- und Software ein, und nun gibt es auch erste Ergebnisse.
Die ersten »Test-Schüler« haben bereits mit MONET gearbeitet und unter anderem Asteroiden verfolgt oder Farbaufnahmen von Galaxien erstellt: Die Verbindung von Astronomie — mit einem echten größeren Teleskop — und Computer hat die erhoffte Begeisterung ausgelöst. Wer künftig alles in den Genuß von MONET-Zeit kommen wird, dazu werden nun die Regeln erdacht: Zunächst sind auf jeden Fall Schulen im Ruhrgebiet im Vorteil, zumal die Lehrer zur »Ausbildung« an die Universität in Essen kommen müssen, um sich den Zugang zu verdienen. Auch sind derzeit nur Beobachtungen mit direkter Steuerung des Teleskops möglich, aber es wird auch ein System geben, das automatische Programme erlaubt. Zudem bekommt MONET in den kommenden Monaten Zuwachs: Ein zweites, nahezu identisches Teleskop in Südafrika nähert sich der Fertigstellung. Dort herrscht freilich die gleiche Tageszeit wie in Deutschland, und der — auch in der Profiastronomie übliche — Weg, Beobachtungswünsche in eine automatische »Pipeline« zu speisen, dürfte hier zum Regelfall werden. Ziel des Projektes ist es, »die Astronomie als spannende und international kooperierende Wissenschaft erfahrbar zu machen« und die Schüler so zu naturwissenschaftlicher Aktivität zu motivieren. Arbeitsmaterialien werden vorbereitet, und die selbst gewonnenen Daten stehen im Zentrum — und kollaborierende Profiastronomen der Uni Bochum werden zuweilen auch Beobachtungswünsche äußern. »Ein modernes astrophysikalisches Experiment« während der Schulzeit nennt das der Initiator von MONET, Rick Hessman — und mehr als einen Webbrowser (und das Password natürlich) braucht es dazu nicht.
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