Doch Plattentektonik auf dem Mars?

Durch Bruch- und Verwerfungslinien des Gesteins im Valles Marineris (grüne Zonen) sickerte vermutlich Grundwasser. [MRO/Allan Treiman]
Im Zentralbereich des Valles Marineris finden sich nach derzeitiger Interpretationen die deutlichsten Anzeichen für aktive Plattentektonik auf dem Mars: Um bis zu 150km zeigen sich die Kraterwände eines alten Einschlags-Bassins versetzt. [Google Mars, MOLA Science Team]
Im Zentralbereich des Valles Marineris finden sich nach derzeitiger Interpretationen die deutlichsten Anzeichen für aktive Plattentektonik auf dem Mars: Um bis zu 150km zeigen sich die Kraterwände eines alten Einschlags-Bassins versetzt. [Google Mars, MOLA Science Team]

Seit Jahrzehnten galt und gilt Mars als geologisch bestenfalls marginal aktive Wüste. Endogene Dynamiken bzw. tektonische Aktivitäten der Marskruste werden ihm anerkanntermaßen nicht zugeschrieben. Und damit befindet er sich in guter Gesellschaft: Denn nach derzeitigem Kenntnisstand ist innerhalb des Sonnensystems lediglich die Erde in der Lage, Bewegungen ihrer Erdkruste mittels langsam ablaufender Umwälzungen des festen Erdmantels hervorzubringen.

Aktive Plattentektonik kommt im Sonnensystem also nur äußerst reduziert vor und ist darüber hinaus ausschließlich von der Erde her gesichert nachgewiesen. Allerdings könnte Mars möglicherweise die Berücksichtigung im Club der aktiven Körper des Sonnensystems zu Unrecht verwehrt worden sein. Denn womöglich sind auch dort langsam wandernde Kontinentalplatten zu finden. Zu vergleichen mit dem geologischen Phänomen auf der Erde sind die Vorgänge auf Mars allerdings nicht. Mit Blick auf die geringere Masse unseres roten Nachbarn befindet sich die dortige plattentektonische Aktivität in einem vergleichsweise primitiven Stadium.

Spuren einer Kontinentaldrift könnten im weitläufigen Valles Marineris, dem 4000km langen und bis zu 7km tiefen Grabensystem des Mars zu finden sein. Berechnungen zur Folge haben sich seine Seitenränder über die vergangenen Jahrmillionen um etwa 150 km gegeneinander verschoben. Ränder alter Einschlagskrater, die sich nicht mehr gegenüber liegen, scheinen diese Annahme zu stützen. Ebenfalls werden weitere Störstellen wie abschüssige Klippen und schroffe Felswände – die Ähnlichkeiten mit Strukturen aus dem Death Valley in Kalifornien zeigen, wo sie durch plattentektonische Verschiebungen und Vulkanismus entstanden – mit einer tektonischen Entstehungsgeschichte assoziiert. Der gewaltige Grabenbruch könnte auch heute noch aktiv sein und unter Umständen auch Erdbeben auf dem Mars auslösen. Weil Mars wegen seiner geringen Größe nur wenig Hitze in seinem Inneren speichert, steht nur wenig Energie zur Plattenbewegung zur Verfügung. Das führt zu sehr viel langsameren Abläufen als auf der Erde. Vermutlich ruht das System infolgedessen für lange Zeit und wacht nur für einige Millionen Jahre auf.

Lars-C. Depka

Originalarbeit:
www.lithosphere.geoscienceworld.org/content/4/4/286.short

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