Dreizehn Vorträge und eine Preisverleihung mussten am 31.10.2015 in neun Stunden bewältigt werden, dafür bekam man fast das ganze Spektrum moderner amateurastronomischer Tätigkeit geboten. Amateur-Radioastronomie an der Essener Walter-Hohmann-Sternwarte, astronomische Schulprojekte, Polarlichter und der isländische Vulkan Bardarbunga, Kometenbeobachtung und -fotografie, eine Reise zum extremen Gezeitenhub im Hafen von Saint Malo am 21.3.2015 waren einige der hochkarätigen Themen der diesjährigen Herbsttagung an der Bochumer Ruhr-Universität.
Drei Entdeckungen durch Amateure und die Verleihung der Reiff-Preise waren die Höhepunkte der Veranstaltung. Die erste war eher eine Zufallsentdeckung durch das schweizerische »astroteamCERES«, namentlich Rainer Spaeni, Christian Rusch und Egon Eisenring, die auf extrem langbelichteten Aufnahmen der Gegend um den Reflexionsnebel NGC 1333 im Perseus eine nebelhafte Struktur fanden, die sich auf mehreren, zu verschiedenen Zeiten aufgenommenen Bildern als variabel in der Helligkeit herausstellte. Diese ist, wie man schon länger weiß, mit den jungen Sternen HBC 340 und HBC 341 assoziiert und damit eigentlich ein klassisches Herbig-Haro-Objekt, die beim Auftreffen hochionisierter Schockwellen auf das umgebende Medium entstehen. Neu ist allerdings die Variabilität der Nebelfront.
Die zweite Entdeckung betraf ein ebenfalls nur auf Aufnahmen mit sehr langer Belichtungszeiten – in diesem Fall insgesamt 92 Stunden – zu sehendes Phänomen im Umfeld der Balkenspiralgalaxie NGC 4725 und wurde von Dr. Mathias Straube aus Bielefeld präsentiert. Von ihr aus scheint ein Sternstrom – zumeist der Überrest von Zwerggalaxien, die durch Schwerkrafteinwirkungen einer größeren Galaxie in ihrer Umgebung auseinander gerissen wurden – auszugehen und mit der Spiralgalaxie NGC 4747 in Verbindung zu stehen. Die Ergebnisse wurden bislang noch nicht publiziert.
Ganz anders sieht es hingegen mit dem Projekt »Tief belichtete Galaxien« der Fachgruppe Astrofotografie der VdS aus, deren Profil haargenau zur Entdeckung des Sternstroms um NGC 4725 passt und mit der sich auch eine intensive Zusammenarbeit ergab Die TBG-Gruppe beschäftigt sich nämlich mit schwachen Galaxien in der Umgebung großer Welteninseln. Deren Arbeit wurde von Peter Riepe, dem Organisator der BoHeTa, unter dem Titel »Neue Zwerggalaxien im Local Volume« vorgestellt, wobei es sich um ein Raumgebiet von etwa 30 Megaparsec um uns herum handelt, das systematisch nach schwachen Begleitgalaxien abgesucht wurde und wird. In Kooperation mit dem »Special Astrophysical Observatory« der Russian Academy of Science, die die Beobachtungen der TBG-Gruppe zu möglichen Zwerggalaxien weiterführten, ergänzten und dabei sogar das 6m-Teleskop in Selentschukskaja im Kaukasus einsetzten, entstand eine bemerkenswerte Fachveröffentlichung.
Dr. Carolin Liefke aus Heidelberg präsentierte die diesjährigen Preisträger des Reiff-Preises 2015 in der Kategorie »Projekte von Arbeitsgruppen in Amateurvereinen und Schulen«, den ersten Preis erhielt die Jugendorganisation VEGA e.V., sowie den Reiff-Förderpreis 2015, den die Johann-Christian-Senckenberg-Schule in Runkel für die Aufführung eines astronomischen Musiktheaters erhielt, bei dem alle Schülerinnen und Schüler und alle Lehrkräfte mit einbezogen waren.
Nach dem Vortragsmarathon, bei dem wegen der Themenvielfalt keine Müdigkeit aufkam, gab es im Plenum unter den insgesamt rund 200 angereisten Sternfreundinnen und Sternfreunde eine Abstimmung zum Termin der BoHeTa im kommenden Jahr. Sie wird aller Voraussicht nach am 12.11.2016 stattfinden.
Manfred Holl
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